Archäologie

Ägyptischer Alltag vor 5000 Jahren

Grabplatte aus der Nekropole Helwan: Das Relief zeigt eine Frau der altägyptischen Mittelschicht mit Totenopfern.
Grabplatte aus der Nekropole Helwan: Das Relief zeigt eine Frau der altägyptischen Mittelschicht mit Totenopfern.(c) Helwan Project
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Das Wiener Uni-Institut für Archäologie liefert weitere Erkenntnisse zum Leben der unteren Bevölkerungsschichten zur Zeit der ersten und zweiten Königsdynastie. Unter den Pharaonen lebte die Bevölkerung in Wohlstand.

Das Leben der unteren Bevölkerungsschichten ist in fast allen vergangenen Epochen unterbelichtet bzw. nur peripher erforscht. „Man kennt die Pyramiden des Alten Ägypten und glaubt, dem Pharao gehörte damals alles“, sagt die Ägyptologin Eva Christiana Köhler. Mit ihren Grabungen hat die Leiterin des Instituts für Ägyptologie der Universität Wien eine neue Sichtweise auf die Frühzeit des Landes am Nil – etwa 3000 bis 2800 v. Chr. – eröffnet. „Es gab damals einen gewissen Wohlstand auch bei den einfachen Leuten.“

Die Ägyptologin stützt sich auf die Funde im weitläufigen Gräberfeld von Helwan. Die Nekropole liegt sieben Kilometer von der einstigen Hauptstadt Memphis entfernt und umfasst mehr als 10.000 Bestattungsstellen. Köhler, die 1997 zum ersten Mal in Helwan war, konnte im Jahr darauf noch 218 bisher nicht geortete Gräber auffinden. „Obwohl die ägyptischen Archäologen den wesentlichen Teil ihrer Untersuchungen schon abgeschlossen hatten, wurden wir von Einheimischen auf ein noch unerforschtes Areal des Gräberfeldes aufmerksam gemacht.“ Die Funde und auch die frühen Inschriften liefern Zeugnisse, „wie einfache Menschen gelebt und gearbeitet haben und wie sie sich die Nachwelt vorstellten“, so Köhler.

Tausende Fundstücke geborgen

Bei den zuletzt ausgewerteten mehrjährigen Grabungsarbeiten wurden 229 Leichname, etwa 70.000 pflanzliche und 13.000 tierische Überreste sowie mehr als 150.000 Keramikfragmente, Hunderte Gefäße und rund 2000 andere Artefakte geborgen. Dabei handelt es sich bei dem 7000 Quadratmeter großen Gebiet nur um einen kleinen Teil der Nekropole, die in den 1940er- und 1950er-Jahren unter Leitung des ägyptischen Archäologen Zaki Youssef Saad freigelegt wurde. Parallel zu ihren eigenen Grabungen haben Köhler und ihre Mitarbeiter die in einem Kellerdepot des Ägyptischen Museums in Kairo gelagerten und nicht mehr beachteten Fundstücke der Saad-Ausgrabungen mit modernen Methoden wie der Radiokarbonmethode nochmals ausgewertet und auch die vor 70 Jahren in einem unterirdischen Grabungsmagazin deponierten und danach zugeschütteten Fundstücke wieder geborgen und neu untersucht.

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