Gastkommentar

Die Lunte am Persischen Golf glimmt weiter

(c) Peter Kufner
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Die Vereinigten Staaten und der Iran bleiben auch in Zeiten der Coronapandemie auf Kollisionskurs.Teheran hofft auf einen Wahlsieg Joe Bidens. Doch Iran muss in Washington parteiübergreifend als Feindbild herhalten.

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Im Mittleren Osten bestätigt sich der Satz des Soziologen Max Weber, wonach primär „Interessen“ und nicht „Ideen“ das Handeln der Menschen bestimmen, immer wieder aufs Neue. Aktuelles Beispiel für das Zustandekommen von Kooperation über ideologische und religiöse Unterschiede hinweg ist die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), die vom beiderseitigen Interesse einer Eindämmung der iranischen Machtexpansion getragen ist.

In der jüngeren Vergangenheit war es Israel bereits gelungen, seine Beziehungen auch zu anderen arabischen Golf-Staaten wie Saudiarabien, Bahrain oder Oman, denen der wachsende Einfluss Teherans in der Region Sorgen bereitet, substanziell zu verbessern.

USA als treibende Kraft

Auf der anderen Seite handelt auch der Iran, der sich als Vormacht der Schiiten versteht, gemäß der Formel „der Feind meines Feindes ist mein Freund“ und unterstützt nicht nur die schiitische Hisbollah, sondern auch die sunnitische Hamas. Beide Gruppen agieren als militante Antagonisten Israels, das wiederum zusammen mit den USA und Saudiarabien als Hauptgegner des Iran gilt.

Da Washington als treibende Kraft hinter der Annäherung zwischen den arabischen Golfanrainern und Israel steht, haben die Veränderungen auch Konsequenzen für das spannungsgeladene Beziehungsgefüge zwischen den USA und dem Iran. Durch dessen krisenhafte Zuspitzung geriet in Vergessenheit, dass noch vor fünf Jahren, als im Juli 2015 die Internationale Gemeinschaft und Iran in Wien den „Joint Comprehensive Plan of Action“ (JCPoA) zur Beendigung des Atomkonflikts unterzeichneten, Washington und Teheran auf dem Weg zu einer konstruktiven Partnerschaft schienen.

US-Präsident Barack Obama, einer der vehementesten Befürworter des Wiener Kompromisses, erwartete, dass das Atomabkommen nicht nur einen gefährlichen internationalen Konflikt entschärfen, sondern innerhalb Irans den moderaten Präsidenten Rohani und seinen westlich geprägten Außenminister Zarif im Konflikt mit konservativen Hardlinern stärken würde. Der Machtzuwachs für die Pragmatiker und Reformer könne dazu führen, dass Iran seine „Paria-Rolle“ in der Region ablegen und sich als „Partner“ des Westens zur Beilegung weiterer mittelöstlicher Konflikte empfehlen würde.

Solche Hoffnungen haben sich nicht nur nicht erfüllt, sondern Teheran nutzte im Gegenteil seine Deviseneinnahmen aus dem Ölexport nach der Aufhebung der internationalen Sanktionen auch, um im Libanon, Jemen, Syrien, Irak, Afghanistan etc. die Situation durch die Unterstützung bestimmter Konfliktparteien zu seinen Gunsten zu beeinflussen, um seinen Hauptgegnern Israel und Saudiarabien zu schaden und seine Hegemonialmacht auszubauen.

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