Ehemaliger SP-Verkehrsminister Frühbauer gestorben

Ex-SP-Verkehrsminister Frühbauer gestorben
Ex-SP-Verkehrsminister Frühbauer gestorben(c) APA (Arno Wiedergut)
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Der von Kanzler Kreisky in die Regierung geholte Frühbauer galt in den 1970er Jahren als einer der mächtigsten Politiker des Landes. Sein größter Misserfolg war die Pleite des Zellstoffwerkes Magdalen.

Erwin Frühbauer, ehemaliger Verkehrsminister der SPÖ, ist am Dienstag im Alter von 84 Jahren in Kärnten gestorben. Das gab die Kärntner SPÖ bekannt. Der gebürtige Steirer war von 1970 bis 1973 Minister, anschließend wechselte er in die Kärntner Landesregierung. In seiner aktiven Zeit galt er als einer der mächtigsten Politiker des Landes. Seine Karriere ist allerdings auch untrennbar verbunden mit der Milliardenpleite rund um das Villacher Zellstoffwerk Magdalen.

"Mann mit Handschlagqualität"

Die Kärntner SPÖ zeigte sich in einer ersten Reaktion "tief betroffen" vom Tod Erwin Frühbauers. Parteichef Peter Kaiser meinte, Kärnten verliere einen großen Sozialdemokraten und weitblickenden Politiker. Frühbauer sei ein "Mann mit Handschlagqualität" gewesen, sagte Kaiser. Er habe die Grundwerte der Sozialdemokratie verkörpert. Auch Kaisers Vorgänger als Parteivorsitzender, Reinhart Rohr, würdigte Frühbauers Leistungen für das Land.

Erwin Frühbauer war in der Zeit Leopold Wagners in Kärnten eine prägende politische Figur. Viele schrieben ihm mehr Macht zu als Landeshauptmann Wagner. Wegen der Pleite rund um das Zellstoffwerk Magdalen musste er sich allerdings vor Gericht verantworten, wurde aber freigesprochen. Seine politische Karriere endete 1986. Zuletzt lebte Frühbauer zurückgezogen in Villach.

Kreisky holte ihn als Verkehrsminister


Geboren am 11. April 1926 im steirischen Knittelfeld, erlernte Erwin Frühbauer zunächst das Handwerk eines Maschinenschlossers, das er bei der ÖBB ausübte. Nach dem Zweiten Weltkrieg, wo er in der Luftwaffe diente, begann seine politische Karriere als Bezirksobmann der Sozialistischen Jugend im oberen Murtal. Später wurde er Gewerkschaftsfunktionär im ÖBB-Direktionsbezirk Villach, Obmann des Personalausschusses sowie Direktionssekretär der Eisenbahnergewerkschaft und Vizepräsident der Kärntner Arbeiterkammer.

1965 zog er in den Nationalrat ein. Fünf Jahre später holte ihn der damalige Bundeskanzler Bruno Kreisky als Verkehrsminister in die Regierung. Bis September 1973 war er unter anderem für die Verstaatlichte Industrie zuständig.

Rücktritt als Minister 1973

1973 trat Frühbauer als Minister zurück und wurde Landesrat in Kärnten. Im Frühjahr 1974 nahm Hans Sima als Landeshauptmann den Hut, ihm folgte Leopold Wagner nach. Frühbauer rückte im Zuge der Regierungsumbildung zum Ersten Landeshauptmann-Stellvertreter auf.

Daneben bekleidete er zahlreiche weitere Funktionen, so war er Obmannstellvertreter der Eisenbahnergewerkschaft, Kärntner ÖGB-Vorsitzender, AK-Vizepräsident und Aufsichtsrat bei einer Reihe von Landesgesellschaften.

Größter Misserfolg: Pleite des Zellstoffwerks Magdalen

Sein größter Misserfolg war die Pleite des Zellstoffwerkes Magdalen. Frühbauer hatte Wilhelm Papst als Sanierer für das marode Werk geholt. Papst hatte das Werk 1984 vom Land Kärnten um damals 20 Millionen Schilling (1,45 Millionen Euro) gekauft. Zur Sanierung des Betriebes bekam er vom Land einen Zuschuss von 19,45 Millionen Euro sowie ein Darlehen von mehr als 29 Millionen Euro des Wasserwirtschaftsfonds, für welches das Land Kärnten die Haftung übernahm. Insgesamt mussten von der öffentlichen Hand rund 87,2 Millionen Euro in die Fabrik investiert werden.

1987 stieg Papst aus, es folgten Konkurs (1989), 1995 musste sich Papst wegen schweren Betrugs vor Gericht verantworten. Frühbauer bezeichnete die Affäre als das "einzig Tragische" in seiner ganzen politischen Karriere.

(APA)

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