Landesieger Vorarlberg

Pfanner ist seit fünf Generationen erfolgreich

(C) Wieland
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Die Hermann-Pfanner-Getränke-Gruppe ist das beste Familienunternehmen von Vorarlberg. Der Fruchtsafthersteller hat sich auch international einen Namen gemacht.

Pfanner ist eines der bekanntesten Markenartikelunternehmen von Österreich. Wenige wissen, dass es ein alteingesessenes Familienunternehmen ist mit einer mittlerweile 164-jährigen Unternehmensgeschichte – gegründet 1856 in Lauterach. Das Gründungsjahr steht auf jeder Pfanner-Verpackung als Teil des Logos, gemeinsam mit dem Apfel, der bei Pfanner eine große Bedeutung hat.

„Für uns ist der Apfel die wichtigste Fruchtkomponente“, sagt Peter Pfanner. „Wir haben uns über den Apfel auch international einen sehr großen Namen geschaffen. Und wenn man weiß, dass wir allein 100 Millionen Liter Apfelsaft im Jahr selbst herstellen, ist klar, dass wir da eine überaus starke Kompetenz haben.“

Peter Pfanner führt seit 1998 gemeinsam mit seinem älteren Bruder, Hermann, das Familienunternehmen. Peter ist seit 1992 im Betrieb, Hermann schon seit 1976. Er hat ab Mitte der 1980er-Jahre den zweiten Pfanner-Produktionsstandort in Enns aufgebaut.

Die beiden Brüder sind grundverschieden, aber sie ergänzen sich ideal. Sie reiben sich ständig, aber ticken gleich und verstehen sich blind. „Meine Kernkompetenz liegt im Vertrieb und im Einkauf. Ich bin ein Zahlenmensch“, sagt Peter Pfanner. „Mein Bruder ist ein Produktionsmensch und ein Obstmensch.“ Dass es zwischen Vertrieb und Produktion Reibereien gibt, sei selbstredend. „Aber nur Reibung gibt Energie, und das haben wir in den letzten 20 Jahren sehr toll bewiesen.“

Während Peter Pfanner seinen Unternehmensbereich in Lauterach managt, ist Hermann in Enns in den zwei Pfanner-Werken: „Ich habe dort 1985 mit vier Mitarbeitern begonnen. Heute ist Enns ein Leitbetrieb für ganz Europa.“

Die beiden sind die fünfte Generation. Angefangen hat die Pfanner-Familiengeschichte wie so oft mit einem Gasthaus – mit kleiner Bierbrauerei und Branntweinbrennerei. Zum Fruchtsaft kamen die Pfanners über den Obstwein und Süßmost. 1930, mit der aufkommenden Pasteurisierung, begannen sie mit der Fruchtsaftherstellung. Schnell haben sie dabei ihre Chance im Export erkannt. „Ein Grund unseres Erfolges ist, dass wir seit 7o Jahren exportorientiert sind“, sagt Peter Pfanner.

Stark im Export

Heute ist Pfanner ein bedeutender europäischer Fruchtsaft- und Eistee-Hersteller. „Wir erwirtschaften 80 Prozent unserer Umsätze im Ausland und beliefern 80 Märkte weltweit“, sagt Peter Pfanner. „In vielen Märkten sind wir auch Marktführer.“

Neben dem Fruchtsaft hat Pfanner mit dem Eistee ein starkes zweites Standbein hochgezogen. „Den Tee brühen wir in Enns selbst“, sagt Hermann Pfanner stolz. Über die vergangenen 25 Jahre habe man es geschafft, sich in Deutschland die Marktführerschaft bei Eistee zu erarbeiten.

Was den Erfolg von Pfanner neben der starken Exporttätigkeit noch ausmacht? „Dass wir seit über 100 Jahren Obst selbst verarbeiten“, betont Peter Pfanner. Das heißt, die Wertschöpfungskette vom Obst bis zum fertigen Produkt ist und war Pfanner immer wichtig. „Wir sind keine Füllstation, sondern wir sind Obstverarbeiter.“

In Vorarlberg wird nach wie vor die ganze Obstverarbeitung gemacht, von Äpfeln, Birnen und auch Beeren. In Oberösterreich finden die Obstverarbeitung von Äpfeln und Birnen und die Abfüllung von vielen Produktionsgruppen statt. „Ungefähr 50 Prozent der Gesamtbetriebsleistung, die Pfanner erwirtschaftet, wird mittlerweile in Oberösterreich generiert.“ Die Pfanner-Gruppe hat zuletzt knapp 300 Millionen Euro umgesetzt.

Die Pfanners sind Familienunternehmer zum Angreifen, die die Ärmel aufkrempeln und mit anpacken. „Familienunternehmen, das heißt für mich, dass Eigentümer mitarbeiten. Das ist mir wichtig“, sagt Peter Pfanner. „Aber auf der anderen Seite sollte man auch dafür Sorge tragen, dass man ein Unternehmen vor unfähigen Nachfolgern schützt.“

Die nächste Generation

„Es liegt in der Verantwortung meines Bruders und von mir, dafür zu sorgen, dass es auch eine sechste Generation Pfanner gibt mit fähigen Mitgliedern“, betont Peter Pfanner. Er und sein Bruder seien stolz, dass schon drei Personen aus der sechsten Generation im Unternehmen arbeiten.

Auf der anderen Seite sollte man sicherstellen, dass sich externe Manager und externe Führungskräfte im Unternehmen wohlfühlen und sich einbringen können. „Denn ich glaube, nur im eigenen Saft zu schmoren kann auch gefährlich sein. Deshalb sind wir ein Befürworter dieser Ausgewogenheit.“ Mittlerweile besteht der Vorstand im Unternehmen aus vier Personen, zwei aus der Familie und zwei Externen. „Ich finde das sehr positiv. Und ich hoffe, dass in 20 Jahren immer noch zwei aus der Familie und zwei Externe hier in der Führungsverantwortung sitzen.“

HERMANN PFANNER GETRÄNKE GMBH

Firmensitz: Lauterach
Gründung: 1856, heute in 5. Generation
Umsatz 2019: 295 Millionen Euro
Beschäftigte: 900
Branche: Fruchtsaft- & Eisteehersteller, Nahrungs- & Genussmittelindustrie

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.09.2020)

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