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Polychem ist Spezialist für chemische Rohstoffe

(C) Wieland
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Die Polychem ist das beste Familienunternehmen vom Burgenland. Das Handelsunternehmen ist als outgesourcter Vertrieb von multinationalen Konzernen höchst erfolgreich.

Die Polychem HandelsgesmbH aus dem südburgenländischen Ort Markt Allhau ist ein Nischenplayer im B2B-Bereich – und dabei seit vielen Jahren international höchst erfolgreich. „Wir haben eine Sonderstellung, weil wir der klassische outgesourcte Vertriebsarm von großen, multinationalen Konzernen sind und daher deren Produkte nicht nur an die Industrie verkaufen, sondern auch die technische Kompetenz, Vertriebskompetenz und Logistikkompetenz machen“, erklärt der Polychem-Eigentümer und Geschäftsführer Alfred Fuchs.

Begonnen hat Polychem mit dem Großhandel von chemischen Rohstoffen für die Composite und Polyester-Industrie – daher auch der Name des 1978 gegründeten Unternehmens: der erste Teil des Namens kommt vom Polyester Harz; und der zweite Teil von Chemie, weil zum Polyester Harz auch chemische Bestandteile gehören, wie zum Beispiel Härter und Glasfasermaterialien, um ein Bauteil komplett herstellen zu können.

Heute handelt Polychem auch mit Rohstoffen für die Farben- und Lackindustrie sowie mit Tooling-systemen für den Modell- und Formenbau. Im Portfolio sind 1500 Produkte und 7000 verschiedene Artikel.

One-Stop-Shop

Für die Multis bietet Fuchs auch an, dass Polychem nicht nur deren Produkt hat, sondern ein Produktportfolio. „Das heißt, Polychem hat von mehreren größeren Unternehmungen die Produkte im Programm und kann daher dann dem Kunden eine Art One-Stop-Shop-System anbieten, und der Hersteller braucht keinen eigenen Vertriebsapparat“, betont Fuchs. Und weil seine Lieferanten immer stärker in Regionen denken und diese abgedeckt haben wollen, hat Fuchs die Chance gesehen, den CEE-Raum gemeinsam zu entwickeln und aufzubauen. Heute hat Polychem sechs Niederlassungen für zehn Märkte: Neben Österreich betreut Polychem Slowenien, Kroatien, Ungarn, Tschechien, die Slowakei, Bulgarien, Rumänien, Serbien und Bosnien.

Langsame Übernahme

Gegründet wurde das Unternehmen von Gerhard und Eva Wurzer. Fuchs ist 1999 ins Unternehmen eingestiegen. „Ich war eigentlich der zehnte Mitarbeiter.“ Heute hat Polychem in der Gruppe 70 Beschäftigte und rund 2500 Kunden. Im Jahr schleust Fuchs durch sein Logistikzentrum in Markt Allhau rund 5000 Tonnen Rohstoffe.

„Es war herausfordernd, vom Angestellten-Dasein in eine Selbstständigkeit zu gehen. Aber irgendwie hat das Herz dafür immer gelodert, das zu tun.“ Anfangs hat Fuchs 25 Prozent der Anteile übernommen. Den gesamten Kaufpreis hat er Zug um Zug überwiesen. 2008, zeitgleich mit der Pensionierung des Gründers, war der Preis abgezahlt und Fuchs war 100 Prozent–Eigentümer der Polychem. Stetig ist die Firma gewachsen. Die Coronapandemie hat dem Unternehmen heuer eine kalt-warme Zeit beschert. „In den ersten beiden Monaten des Jahres, noch ohne Corona, war das Geschäft sehr gut – speziell in Südosteuropa“, berichtet Fuchs. Dann ist der Shutdown gekommen – und das hat uns natürlich fürs Erste getroffen, weil wir nicht wussten, wie geht das Ganze weiter“.

Interessanterweise, trotz Shutdowns, sei es im März sehr gut gegangen, „weil viele unserer Kunden Bedenken hatten, dass sie die Rohstoffe bekommen“. Zum Glück sei es nie zur Unterbrechung der Lieferketten gekommen. Es war auch immer Ware vorhanden, sodass Polychem die Kunden immer gut bedienen konnte. „Nichtsdestoweniger hat es uns dann im April und Mai voll erwischt“, sagt Fuchs, „Da hatten wir einen Rückgang von etwa minus 30 Prozent.“ Die Erholung kam dann wieder im Juni.

Schwierige Planung

„Wir werden sehen, wie die kommenden Monate laufen.“ Die Planbarkeit ist laut Fuchs das Hauptproblem: „Es ist praktisch unmöglich, weil heute die Dinge so und morgen anders sind.“ Gebot der Stunde sei, flexibel zu reagieren. Und hier zeige sich in so schwierigen Zeiten der Zusammenhalt in der Belegschaft. „Es war nicht eine Sekunde ein Thema, Kurzarbeit mittragen ja oder nein, oder wie gehen wir es an, erzählt der Chef. Sondern es habe geheißen „selbstverständlich sind wir dabei und wir wollen gemeinsam die Firma wieder dorthin kriegen, wo wir gewesen sind. Das hat mich unheimlich motiviert.“

Die immer größer gewordene Firma hat Alfred Fuchs gut aufgestellt – und mit einem „zweiten sehr tüchtigen Geschäftsführer sowie einem sehr guten mittleren Management abgesichert. „Sodass mein Engagement Zug um Zug verringert wird und ich mich etwas zurückziehen kann“, sagt der 62-Jährige. Für die Nachfolge will er sich Zeit nehmen: „Das wird in den nächsten Jahren in eine Richtung gehen, die hoffentlich funktioniert. Spätestens mit 70 muss Ruhe sein.“

POLYCHEM HANDELSGMBH

Firmensitz: Markt Allhau
Gründung: 1978, heute in der 2. Generation
Umsatz 2019: 22,4 Millionen Euro
Beschäftigte: 70
Branche: Handel mit chemischen Rohstoffen

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.09.2020)

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