Bloody Mary mit Fernweh

Expedition Europa: US-Sanktionen gegen ein Kurstädtchen? Lokalaugenschein auf Rügen.

Im Nervenkrieg um die russisch-deutsche Gaspipeline Nord Stream 2, deren Fertigstellung seit dem Anschlag auf den russischen Opposi-tionellen Nawalny ungewiss ist, ist ein nordostdeutsches Kurstädtchen berühmt geworden: Sassnitz. Da die Pipelinerohre vom Sassnitzer Hafen umgeschlagen werden, haben drei US-Senatoren einen Brief geschickt, in dem sie Sassnitz „vernichtende“ Sanktionen androhen. Allein die Androhung von US-Sanktionen versetzt Finanz- und Geschäftspartner in Angst. Obwohl nur 150 Kilometer fehlen, steht der Bau still.

Also schwups auf die größte deutsche Insel, Rügen. Die Fährhafen Sassnitz GmbH und der Tourismus, das sind die großen Arbeitgeber in Sassnitz. Es ist Nachsaison, betagte Ausflügler spazieren in der weißen Bäderarchitektur rum oder lassen sich zum Kreidefelsen schippern. Die Sassnitzer Kommunalpolitik ist verschlungen: Die Linke ist stark, ihre Chefs haben noch Festnetztelefone, und ein Linkenplakat verkündet: „Wir stehen zu Nord Stream 2. Rügen lässt sich nicht einschüchtern!“ Stark ist auch die AfD, mit der SPD, FDP und Bürgerlisten kurz kooperierten. Interessant wären Sassnitzer Grüne, sind doch die deutschen Grünen am klarsten für den Stopp der Pipeline. Zwar krochen 2019 Aktivisten von „Climate Justice Greifswald“ in die Baustelle. Grüne hat es aber im Gemeinderat von Sassnitz noch nie gegeben.

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