Beratung

Selbst ist die Frau: Vier goldene Geldregeln für Sie

Mut und Ausdauer. Information zahlt sich aus, sagt Sonja Ebhart-Pfeiffer.
Mut und Ausdauer. Information zahlt sich aus, sagt Sonja Ebhart-Pfeiffer.(c) Beigestellt
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Sonja Ebhart-Pfeiffer, Finanzberaterin und Vorstandsmitglied des Österreichischen Verbands Financial Planners erklärt, wie Frauen ihre Finanzen noch selbstbewusster und besser in Angriff nehmen können.

1. Unabhängigkeit: Weg mit der rosaroten Brille

So trivial es auch klingt: Sich mit den eigenen Finanzen auseinderzusetzen, ist das erste und oberste Gebot. „Zuallererst sollte die finanzielle Ist-Situation erhoben werden. Es gilt, alle Einnahmen und Ausgaben zu definieren und im nächsten Schritt dann zu entscheiden, welchen monatlichen fixen Sparbetrag man zur Seite legt“, rät die Finanzexpertin.

2. Selbstbewusstsein: Verlangen, was Frau zusteht

Viele Frauen bringen nicht den Mut auf, nach Gehaltserhöhungen zu fragen, sondern warten, bis der Vorgesetzte zu ihnen kommt. Anlässe wie größere Verantwortung oder gelungene Projekte sollten aktiv genutzt werden, um zu verhandeln. „Wer öfter fragt, erhöht auch seine Chancen“, sagt Ebhart-Pfeiffer. Dazu kommt, dass Frauen zuliebe eines sicheren Arbeitsplatzes öfter auf einen finanziell lukrativen Jobwechsel verzichten als Männer – ein Fehler, wie die Finanzberaterin sagt.

3. Schweigen ist Silber, Reden ist Gold

Generell sieht Ebhart-Pfeiffer die Entwicklung von „Frauen und Geld“ positiv. So versucht etwa „Damensache“ als unabhängige Plattform Wissenslücken durch Aufklärung zu schließen und Finanzberatungen speziell für Frauen anzubieten. „Es kommt dennoch oft vor, dass Frauen zur Beratung kommen, dann aber keine Entscheidungen treffen“, beobachtet das Vorstandsmitglied des Verbandes Financial Planners. Generell agieren Frauen bei Anlageentscheidungen deutlich konservativer als männliche Investoren – das senkt aber die Renditen.

4. Solidarität: Baby-Rucksack nicht allein schultern

Kinderbetreuung ist in Österreich leider oft immer noch Frauensache – das bezahlen Frauen mit Blick auf die eigene Pension aber teuer. Sobald die Kinder etwas größer sind, steigen viele Frauen zwar wieder ins Berufsleben ein, sind aber meist nur teilzeitbeschäftigt, und das reißt ein Riesenloch in die Pension. Darüber hinaus werden oft bei der Schwangerschaft alle laufenden Sparpläne in die Altersvorsorge gestoppt. „Ein großer Fehler“, so Ebhart-Pfeiffer, die hier auch Männer in die Pflicht nimmt: „Sie sollten innerhalb der Familie einen Ausgleich schaffen und die Altersvorsorge-Sparpläne der Frauen übernehmen.“

BERATUNG – MENSCH ODER ROBOTER?

Über Geld spricht man nicht? Ganz im Gegenteil, ist der Österreichische Verband Financial Planners überzeugt: Je früher Anleger damit beginnen, sich über Finanzthemen zu informieren, desto besser. Denn immer wieder müssen Konsumenten in Finanzangelegenheiten herbe Enttäuschungen hinnehmen, die oftmals zu vermeiden gewesen wären, hätten sie schon im Vorfeld über mehr Basiswissen verfügt. „Vor allem jene Menschen, die der größten sozialen Schicht des Landes, dem Mittelstand, angehören, haben heutzutage nämlich größeren Beratungsbedarf in Geldfragen als je zuvor“, erklärt Otto Lucius, Vorstandsmitglied des Österreichischen Verbands Financial Planners – und leiden am meisten unter der inflationsbedingten Vermögensvernichtung am Sparbuch, wenn sie auf Anlagen in Wertpapiere verzichten. Die Information und Beratung sollte dabei nicht einfach im Internet erfolgen, sondern mit der Hilfe von echten und greifbaren Experten: Die Einbeziehung digitaler Angebote bringt zwar einen klaren Mehrwert, sollte aber immer in der Form von sogenannten „Assisted Robo Advisors“ erfolgen – gemeinsam mit einem menschlichen Berater und am besten im persönlichen Gespräch vor Ort.

("Die Presse - Finanzwissen", Print-Ausgabe, 02.10.2020)

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