Gastkommentar

Kärnten 1920 – Kärnten 2020

Volksabstimmung. Dank Corona hält sich das offizielle Kärnten-Koroška-Carinzia mit 100 Jahr-Feiern zurück.

Neulich besuchte mich ein Fernsehteam des ORF am Friedelstrand am Wörtherseenordufer. Vorher war es schon bei politischen Führern der Volksgruppen gewesen, ehemals Kontrahenten, jetzt altersweise innige Zwillingsbrüder. Schon bei denen hatte das Fernsehen keinen Konflikt, keine Ressentiments, keine Klischees vor die Kamera bekommen. Ich musste sie ebenfalls enttäuschen.

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Kärnten 1920 und Kärnten 2020 lassen sich nicht im Mindesten miteinander vergleichen. Die Karawanken sind im vergangenen Jahrhundert ein paar Millimeter gewachsen und die Loiblpassbundesstraße ist gerade auf Kärntner Seite im letzten Abschnitt miserabel. Aber sonst? Die Minderheitenfrage ist beantwortet, der Ortstafelkonflikt beigelegt, der Abwehrkampf beendet. Keine besonderen Vorkommnisse. Ich glaube nicht, dass die Menschen viel einsichtiger, klüger, edler geworden sind, aber die Bevölkerung ist ja – ethnisch – eine ganz andere. Es leben heute wahrscheinlich wesentlich mehr Kroaten und Bosnier als Kärntner Slowenen im Land, mehr Österreicher aus anderen Bundesländern, Italiener, Deutsche (Wessis in Führungspositionen, Ossis im Gastgewerbe) als früher sogenannte Deutsch-Kärntner. Wen soll da ein Ortstafelkonflikt oder eine Minderheitenfrage interessieren? Probleme löst man nicht. Probleme lösen sich auf, indem sie sich nicht mehr stellen und durch andere Probleme ersetzt werden.

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