Für Zeiten wie diese

Freud und Mord in der Praterallee

Mit Tiefenblick durch die Praterallee: Szene aus Max Ophüls´ Schnitzler-Film ´Der Reigen´.
Mit Tiefenblick durch die Praterallee: Szene aus Max Ophüls´ Schnitzler-Film ´Der Reigen´.
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Der forschende „zweite Darwin“, Moosbrugger, die Marschallin: Was einem im Prater so alles einfallen kann.

Man sieht nur, was man weiß. Gemäldegalerien erschließen sich, wenn man Teile der antiken Mythologie kennt. Betrachtet man die sinnenfrohe Darstellung eines biblischen Themas, ist es gut, die Geschichte von Lot und seinen Töchtern gehört zu haben. Napoleon auf dem sich aufbäumenden Pferd ist mehr als ein Reiterbild.
Bildungsreste, Erinnerungen an einmal Gelesenes oder Gehörtes, helfen zu verstehen, was man sieht. Wie vieles im Leben kann das aber auch zu einer leichten Obsession werden. Man geht durch den Alltag mit einer Art Tiefenblick, einer „doppelten Wahrnehmung“, und „sieht“ viel Vergangenes hinter der Gegenwart.

Jetzt, am Beginn der Hallensaison, gehe ich durch die Praterallee zur Tennisanlage. Rosenkavalier. Die Marschallin zu ihrem Geliebten: „Ich werd' ihm einen Lauffer schicken, Quinquin, und sagen lassen, ob ich in' Prater fahr.“ Dann: „Ich hab' ihn fortgehen lassen und nicht einmal geküsst!“ Schnitzler, Reigen, Prater. Der Soldat und das Stubenmädchen. Sie: „Ich kann dein G'sicht gar nicht sehn.“ Er, über sie herfallend: „A was – G'sicht!“ Musil – Prater – Moosbrugger – Mord. Im Restaurant auf dem Konstantinshügel feierten die Jünger mit Sigmund Freud ein Fest. Der Meister hatte „Totem und Tabu“ fertig gestellt.

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