Für Zeiten wie diese

Was ein Baum am Ring mit dem Berg Ararat zu tun hat

Warum heißt der Baum hinter dem Republiksdenkmal „Parrotia persica“? Über den Forscher Friedrich Parrot und seinen denkwürdigen Vater.

Ich weiß nicht, weshalb mir der Baum hinter dem Republiksdenkmal am Ring aufgefallen ist. War es seine schöne Herbstfärbung, war es, dass er wie ein wuschelköpfiger Anarchist zwischen den schlanken Stämmen der Linden, Eichen und Ahornbäume steht? Der Baumkataster der Stadt Wien gab Auskunft: Er ist als „Eisenholzbaum“, ein „seltenes Gehölz“ verzeichnet, Fachbegriff „Parrotia persica“. „Parrotia“?
Man denkt an „Papagei“, aber das ist falsch. Der Baum verdankt den Namen einem Gelehrten. Friedrich Parrot war ein in Deutschland geborener Naturforscher, Arzt und Abenteurer. Studiert hatte er in Dorpat, dem heutigen Tartu in Estland. Dort war sein Vater Rektor der deutschsprachigen Universität.

1829 bereiste Friedrich Parrot den Kaukasus und Armenien, das kurz vorher unter russische Kontrolle gekommen war. Seine wissenschaftliche Neugierde gehörte unter anderem dem Berg Ararat, auf dem nach der Genesis die Arche Noah gestrandet sein soll. Entgegen aller Warnungen der Einheimischen vor der Entweihung des heiligen Berges wagte Parrot die Erstbesteigung. Sie gelang erst im dritten Anlauf. Man war für Bergexpeditionen nicht ausgerüstet. Parrot schlug am Gletscher Nägel durch die Sohlen seiner Stiefel. Um seine Begleiter vor Erfrierungen zu schützen, wickelte er ihnen das Löschpapier, das er zum Pflanzentrocknen mithatte, um die nackten Beine. So stand er am 9. Oktober 1829 mit fünf Begleitern auf dem Gipfel des Ararat, als „erster Mann seit Noah“.
Friedrich Parrot wurde Universitätsprofessor in Dorpat und machte mehrere Forschungsreisen. Eine dürfte zu einer Erkrankung geführt haben, an der er relativ jung verstarb.

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