Am Montagabend begann für den Innenminister die dramatischste Woche. Zuerst war er staatstragender Vorzeigepolitiker, dann entglitt ihm die Situation. Und doch wollen ihm persönlich das – derzeit noch – wenige vorwerfen. Über einen Türkisen, der womöglich mehr Hardliner spielt als er ist.
In Karl Nehammers Büro, Herrengasse 7, steht immer ein Funkgerät. Manchmal hört der Innenminister rein, das erzählte er schon vor Monaten. Dadurch bekomme er mit, was bei den Polizeibeamten los ist. An diesem Montagabend muss er das Gerät aber wegen einer schrecklichen Warnung aufdrehen. Ein Mitarbeiter hat gerade die Nachricht erhalten, dass am Wiener Schwedenplatz ein „Mann mit Langwaffe unterwegs“ ist. Bald geben andere Polizisten ähnliche Meldungen durch. Nehammer hört sie auch. „Und du merkst an den Funksprüchen der Kollegen schnell, wie dramatisch die Situation ist“, wird er später der „Presse am Sonntag“ erzählen.
Es ist nur wenige Minuten nach 20 Uhr, als Nehammer Sebastian Kurz (ÖVP) alarmiert. Der Bundeskanzler kommt ins Innenministerium. In Nehammers Büro sitzen jetzt die wichtigsten Mitarbeiter zusammen und besprechen das weitere Vorgehen während des Terroranschlags. Nach neun Minuten wird der Terrorist erschossen. Zu diesem Zeitpunkt weiß man aber noch nicht, dass er allein getötet hat. „Es waren sicher die dramatischsten Szenen, die ich in meinem Leben so hautnah miterleben musste“, sagt Nehammer.