Gastkommentar

Lockdown ohne Gottesdienst: Fürchtet die Kirche Proteste?

Die Presse (Clemens Fabry)
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Die katholische Kirche wird zum verlängerten Arm staatlicher Gesundheitspolitik.

Die Regierung hat den zweiten Lockdown verhängt – und die katholische Kirche zieht mit. Zwar hatte Franz Lackner, der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, am Freitag noch erklärt, Gottesdienste würden mit Auflagen weiter stattfinden können. Am Samstag erfolgte dann die Selbstkorrektur: Aussetzung aller Gottesdienste bis zum Nikolausfest! Die Kirchen bleiben für das persönliche Gebet geöffnet, Gottesdienste aber wird es keine mehr geben, selbst am ersten Advent nicht. Das ist ein herber Einschnitt. Offensichtlich war Lackner am Samstag in einem Gespräch mit Kanzler Kurz umgestimmt worden.

In Frankreich, wo es eine laizistische Trennung von Kirche und Staat gibt, sieht die Lage anders aus. Hier haben Bischöfe gegen die staatliche Verhängung eines Gottesdienstverbotes geklagt, um an das Recht auf Religionsausübungsfreiheit zu erinnern. Ihre Klage ist vor den Gerichten gescheitert.

Das Vorgehen der österreichischen Bischöfe ist keineswegs alternativlos. Ausdrücklich wurde den Kirchen eingeräumt, die „religiösen Grundbedürfnisse“ der Gläubigen auf ihre Weise zu regeln.

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So wurde respektiert, dass den Glaubensgemeinschaften eine relative Gestaltungsfreiheit ihrer internen Angelegenheiten zukommt. Statt über Maßnahmen nachzudenken, wie man Gottesdienste auch in diesen Zeiten feiern kann, wurden die staatlichen Direktiven übernommen. Die Kirche wird so zum verlängerten Arm staatlicher Gesundheitspolitik. Die kleine Herde der Gläubigen, denen der Messbesuch ein echtes Bedürfnis ist, fühlt sich von den eigenen Hirten im Stich gelassen.

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