Sonderpreis Inklusion:

Stückler: „Aus der Not eine Tugend gemacht“

(C) Stückler
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Sonderpreis Inklusion für top-unternehmerische Leistungen bei der Integration von Menschen mit Beeinträchtigung ins Berufsleben geht an die Fliesen Stückler KG.

Jammern hilft nix“ meint Christian Stückler, Geschäftsführer der Wolfsberger Fliesen Stückler KG. Der eklatante Facharbeitermangel treibt Stückler, der das Unternehmen 1998 gemeinsam mit seinem Vater gegründet hat, mitunter tiefe Sorgenfalten ins Gesicht: „Wir wissen manchmal nicht mehr, wie wir die Aufträge abarbeiten sollen und müssen auf die Hilfe befreundeter Betriebe zurückgreifen“, erzählt der Firmenchef.

Doch Stückler hat aus „der Not eine Tugend gemacht“, wie er sagt. Im Betrieb mit 19 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen beschäftigt er zwei Mitarbeiter mit Beeinträchtigung – bis zum Juli waren es drei: „Leider musste der junge Mann, der bei uns im Büro und im Lager tätig war, aus gesundheitlichen Gründen aufhören.“

Zwei Lehrlinge

Weiter im Betrieb tätig sind aber jene zwei Lehrlinge, die im Unternehmen ausgebildet werden. Lehrlinge, die es aufgrund einer Beeinträchtigung, wie es Stückler formuliert, nicht immer leicht hatten. Lehrlinge, die im Familienunternehmen ihre berufliche Heimat gefunden haben. Eine Win-win-Situation angesichts des eklatanten Lehrlingsmangels, mit dem sich zahlreiche Handwerksbetriebe in ganz Österreich herumschlagen müssen.

Nicht zuletzt aufgrund der positiven Erfahrungen, die Stückler mit seinen Mitarbeitern gemacht hat, rät er auch anderen Handwerksbetrieben, den gleichen Weg zu verfolgen: „Natürlich gibt es kleine Zusatzförderungen, aber wegen der Förderungen würde ich niemals einen Mitarbeiter einstellen.“ Entscheidend sei die Motivation und die passe bei beiden.

Vor allem der erst jüngst zum Team gestoßene Lehrling hat dem Firmenchef während seiner Schnupperlehre so imponiert, dass er ihn engagiert hat, obwohl er eigentlich immer nur einen Lehrling zur gleichen Zeit ausbilden wollte.

Den Kontakt hergestellt hat die Schule, betreut wird der Lehrling während seiner Ausbildungszeit von der Organisation „autArK“, die sich kärntenweit um die Integration von behinderten Menschen am Arbeitsmarkt kümmert.

Über deren Arbeit gerät der Firmenchef geradezu ins Schwärmen: „autArK ist ein Traum.“ Der Verein moderiert bei Problemen, schaltet sich ein, wenn es in der Berufsschule einmal nicht so funktioniert, organisiert eventuell notwendige Nachhilfe und, und ...

Ein beispielhafter Betrieb, der auch die Jury der Essl-Foundation, die den Sonderpreis injiziert hat, überzeugt hat. Aus der Begründung zur Verleihung des Sonderpreises: Das Unternehmen „zeigt, dass auch in einem klein strukturierten Handwerksbetrieb Menschen mit Beeinträchtigung qualifiziert eingesetzt werden können. Zwei Lehrlinge befinden sich in einer vollwertigen Ausbildung zum Platten- und Fliesenleger – somit im Kerngeschäft des Unternehmens“. Und weiter: „Der Mehrwert durch den engagierten Einsatz wird gesehen und respektiert.“ Oder wie es Stückler ausdrückt: „Ich bin froh, sie zu haben.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.11.2020)

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