Sonderpreis Inklusion:

GWS: Erfolg ist nicht Gewinnmaximierung

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Sonderpreis für herausragende unternehmerische Leistungen bei der Integration von Menschen mit Behinderung ins Berufsleben geht an die 1977 gegründete GWS.

Dezember 1977: Es ist einer der kältesten Wintertage des zu Ende gehenden Jahres. Just an diesem Tag holt sich Herbert Silberberger beim Finanzamt eine Steuernummer, organisiert sich einen Schreibtisch sowie einen kleinen Heizstrahler und legt los. Im darauffolgenden Jahr zählt sein „Unternehmen“, eigentlich ist es damals noch ein Verein, bereits sieben Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.

Heute hat die GWS, wie das Unternehmen seit 2007 heißt, an die 460 Beschäftigte. Das Besondere am Unternehmen? 389 der Angestellten sind Menschen mit einer Beeinträchtigung in der einen oder anderen Form. Die GWS – Integrative Betriebe Salzburg GmbH, so der volle Name der Firma, ist im Jahr 2020 der größte integrative Betrieb Österreichs. Die Rechtsform ist die einer Gemeinnützigen Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Unternehmenszweck ist die Schaffung und der Erhalt von Arbeitsplätzen für Menschen mit Behinderung(en) in Stadt und Land Salzburg.

Das Produkt- und Dienstleistungsportfolio reicht vom Bereich Technik und Montagen über die Produktion und den Vertrieb von Werbemittel und Souvenirs, die unter anderem in einem eigenen GWS-Shop in der Salzburger Innenstadt verkauft werden, bis hin zur Gastronomie und die Vermietung von Seminarräumen.

Der Jahresumsatz liegt zwischen 13 und 15 Millionen Euro, wie Geschäftsführerin Astrid Lamprechter erzählt. Einkünfte, die im Zusammenspiel mit Förderungen ausreichen, um den Unternehmenszweck – wie oben beschrieben – zu erfüllen. Gewinne werden und sollen nicht erzielt werden.

Die breite Aufstellung des Unternehmens, das allein im Geschäftsfeld Werbemittel & Souvenirs rund 250.000 Artikelvariationen anbietet, sorgt dafür, dass auch in Krisenzeiten wie heuer, das Gesamtunternehmen nicht ins Schlingern gerät. Zwar belastet die Covidkrise auch die GWS, doch einzelne Sparten wie etwa der Medizinbereich, der in St. Margarethen angesiedelt ist, können heuer durchaus reüssieren.

Harte Jahre

Natürlich macht sich Covid-19 auch bei den Salzburgern bemerkbar, aber „das ist nicht die erste Krise, von der wir getroffen werden“, meint Astrid Lamprechter. Harte Jahre verzeichnete das Unternehmen auch nach der Finanzkrise 2008/09 bzw. 2010, in dem die aktuelle Geschäftsführerin ihren Job antrat. Doch schon 2012 war man zurück auf der „Erfolgsspur“. Wobei Erfolg diesfalls nicht Gewinnoptimierung bedeutet.

Apropos Erfolg: Die Verleihung des ALC-Sonderpreises an die GWS wird von der Essl Foundation- und der Zero Project-Jury folgend begründet: „Im Gegensatz zu anderen Einrichtungen werden hier vollwertige Dienstverhältnisse angeboten und die Entlohnung nach dem KV-Metall. Hier wird ganz konkret gezeigt, dass die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen realistisch, wirtschaftlich und machbar ist.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.11.2020)

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