Der Grandseigneur des Jazz: Dave Brubeck zum 100. Geburtstag

Jazzfest Wien, 1996: Dave Brubeck in der Staatsoper.
Jazzfest Wien, 1996: Dave Brubeck in der Staatsoper.(c) Gindl/APA/Picturedesk
  • Drucken

Ein Einzelgänger, der stets seinem unkonventionellen Weg folgte: Dave Brubeck, Meister des kammermusikalischen Jazz mit intellektuellem Anspruch, wäre demnächst 100 Jahre alt geworden. Eine Erinnerung.

In den 1950er-Jahren entwickelte sich in Kalifornien eine Variante des in New York entstandenen Cool Jazz, die bald West Coast Jazz genannt wurde. Weiße Musiker wie der Saxofonist Gerry Mulligan und der Trompeter Chet Baker spielten wie die Afroamerikaner Chico Hamilton am Schlagzeug und der Pianist Hampton Hawes eine bedeutende Rolle. Man zeigte sich interessiert am Swingstil, was die personelle Verflechtung prominenter West-Coast-Formationen mit der Big-Band-Szene belegt. Das musikalische Vorbild der Saxofonisten des West Coast Jazz war Lester Young aus dem Count Basie Orchester. Eine besondere Stellung in der Hochblüte des West Coast Jazz nahm der aus Concord stammende Pianist Dave Brubeck ein. Er studierte am Mills College in Oakland Komposition bei Darius Milhaud und besuchte an der Universität von Kalifornien Vorlesungen von Arnold Schönberg. Wie Brubeck verfügten die meisten Vertreter des West Coast Jazz über eine solide Ausbildung. Ihre Musik war nicht tanzbar, sondern wandte sich an ein bürgerlich-intellektuelles Publikum. Ein Merkmal des West Coast Jazz ist die besondere Betonung von Arrangement und Komposition, ergänzt um raffinierte Improvisationstechniken und eine dynamische Differenzierung. Nach seinem Kriegseinsatz gründete Brubeck als 26-jähriger Student ein avantgardistisches Oktett: The Jazz Workshop Ensemble. Sein 1949 entstandenes Trio, dem der Perkussionist Cal Tjader angehörte, führte Brubeck zwei Jahre später in sein Quartett über, das er bis an sein Lebensende leitete.

Im Klavierspiel von Dave Brubeck finden sich viele Elemente europäischer Musik. Dave Brubeck erklärte einmal: „New Orleans ist die Stadt, in der alles anfing. Hier stießen die Kulturen aufeinander. Es entstand eine Verbindung, aus der eine unverwechselbare und einzigartige amerikanische Kunstform hervorging. Es gab den afrikanischen Einfluss, das rhythmische Element, den Drive, den Beat. Dazu kamen auf dem Weg über das französische New Orleans aus dem westlichen Europa das Gefühl für Harmonik, der tonale Aufbau und die Instrumente, die man verwendete. Heute gibt es zusätzlich zu diesen Einflüssen noch die Einflüsse der zeitgenössischen seriösen Komponisten: Bartók, Strawinsky, Milhaud und andere.“ Von Milhaud, dessen Inspirationsquelle die afrikanische Musik war, übernahm Brubeck das Interesse an ungeraden Rhythmen. Wegen der Liebe zum Dreivierteltakt nannten Kritiker das Dave Brubeck Quartett einmal Jazz Waltz Quartet. Bis heute gilt dieses Ensemble als langlebigste, erfolgreichste Combo des Modern Jazz. In seiner besten Zeit bestand das Quartett aus Dave Brubeck, Paul Desmond, Eugene Wright und Joe Morello.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.