In „Molières Schule der Frauen“ besiegt die Jugend turbulent das Alter.
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Molière, Nestroy, Felix Krull und der US-Bürgerkrieg

Landestheater Niederösterreich. Aus Luxemburg kommt „Süden“ von Julian Green nach St. Pölten, aus Köln „Die Reise der Verlorenen“. Christian Dolezal, bekannt aus vielen TV-Serien, spielt Titus Feuerfuchs.

Zwei Glücksritter sind im Landestheater Niederösterreich zu bewundern. Christian Dolezal, bekannt aus vielen TV-Serien, darunter „Tatort“-Folgen und den Krimis von Stefan Slupetzky („Der Fall des Lemming“), spielt den Titus Feuerfuchs in Nestroys „Talisman“, inszeniert und ausgestattet von Alexander Pschill und Kaja Dymnicki. Eine Perücke ermöglicht dem rothaarigen Titus den sozialen Aufstieg – und die Frauen reißen sich um ihn. Auch Thomas Manns Hochstapler Felix Krull ist bei den Damen beliebt. Felix Hafner ist der Regisseur der szenischen Fassung eines der beliebtesten Romane des Literaturnobelpreisträgers Mann, die im Landestheater zu erleben ist.

Politische Zerreißproben

Ganz etwas anderes: Ein Kanonenschuss beendet Julien Greens „Süden“, Rassismus, politische Zerreißproben, radikale Konservative waren in den USA immer schon ein großes Thema. Green zeigt fünf junge Menschen am Vorabend des US-Sezessionskrieges. Am 17. und 18. Februar 2021 ist das Gastspiel von Les Théâtres de la Ville de Luxembourg zu erleben. Aus Köln kommt am 22. und 23. April „Die Reise der Verlorenen“ mit Peter Lohmeyer nach St. Pölten: 1939 gehen mehr als 900 Jüdinnen und Juden in Hamburg auf ein Schiff in der Hoffnung auf eine neue Heimat. Doch der Kreuzer darf nirgends landen.

Tipp

> > > Am 31. 12. ab 19.30 für 24 Stunden freier Online–Stream der Vorstellung: www.landestheater.net

Eine Komödie ist dagegen „Molières Schule der Frauen“, doch geht es darin nicht nur lustig zu. Vor allem Arnolphe, ein 42-jähriger Junggeselle, der heiraten will, erlebt für ihn üble Überraschungen. Ein Bauernkind ließ er jahrelang im Kloster aufziehen, um eine fügsame Ehefrau zu bekommen. Doch Agnès verliebt sich in den jungen Horace und begehrt auf. Arnolphe muss klein beigeben, doch zuvor gibt es noch allerlei Verwicklungen, die manchmal an Molières Nachfahren Feydeau erinnern.

Szenenbild aus  „Molières Schule der Frauen“.
Szenenbild aus „Molières Schule der Frauen“.(c) Alexi Pelekanos


Molière, Autor, Schauspieler und Regisseur, ähnelt Shakespeare mit seiner praktischen Theaterpranke.Die weibliche Flatterhaftigkeit (ist die überhaupt typisch weiblich?) kannte der Prinzipal einer Schauspieltruppe aus eigener Anschauung. 1662 heiratete der Dichter die halb so alte Armande Béjart, im selben Jahr, als „Die Schule der Frauen“ uraufgeführt wurde. In diesem Stück, das die Wende vom leichten Lustspiel zur gesellschaftskritischen Charakterkomödie in Molières Œuvre markiert, wirbt der Dramatiker für Emanzipation, was seinerzeit ein Skandal war. Ruth Brauer-Kvam ließ sich für ihre Inszenierung in St. Pölten von der Commedia dell'Arte inspirieren. Als Schauspielerin weiß Brauer Effekte zu setzen. Gemütlich zurücklehnen kann sich keiner in dieser Aufführung. Aber es ist ja auch gar nicht empfehlenswert, sich in Beziehungen auf die faule Haut zu legen.

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