Gastkommentar

Irlands Lockdown-Erfolg ist nicht übertragbar

Die Republik Irland gilt mit ihrem erfolgreichen Lockdown vor allem in deutschen Medien und der deutschen Politik als Vorbild. Dabei ist ein Vergleich der Länder unzulässig.

Wer Irland sagt, meint zumeist das ländliche Irland, wie man es aus der Butterwerbung kennt: eine dünn besiedelte Landschaft mit sattgrünen Wiesen, schroffen Küsten, blauem Himmel und im Südwesten besonders üppiger Vegetation aufgrund des Golfstroms, der Frost zu einer Ausnahmeerscheinung macht. Hier im ländlichen Irland ist vieles anders als in der dicht besiedelten Region rund um die Hauptstadt Dublin, wo ein Fünftel der Iren lebt und wo die Lebensumstände denjenigen der Metropolen auf dem Kontinent sehr ähneln. Wer also von irischen Lockdown-Vorbildern spricht, spricht vermutlich von der ländlichen Region.

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Der erste Lockdown in Irland kam im Frühjahr in mehreren Stufen. Die Schulen wurden geschlossen, die meisten Geschäfte ebenso, dazu die Spielplätze, Strände, Parks. Die sonst praktisch unsichtbare Polizei war plötzlich präsent. Niemand durfte sich ohne essenziellen Grund weiter als 2000 Meter von seinem Haus entfernen – hier im Südwesten standen dabei viele noch auf ihrem Grundstück. Der ausgelassenste Tag des Jahres, der St. Patrick's Day am 17. März mit seinen Paraden, wurde abgesagt. Stattdessen sprach der damalige Regierungschef, Leo Varadkar, im Fernsehen. Seine Rede unterschied sich von denen vieler anderer Regierungschefs. Sie war kraftvoll, ermutigend und nutzte positive Begriffe, statt in Alarmismus oder Kriegsrhetorik zu verfallen. Damals wurde eine einfache Grafik publiziert. Das öffentliche Leben wurde darin auf neun Bereiche verteilt und es war klar ersichtlich, was man bei welchem der fünf Pandemielevel darf und mit wie vielen Personen. Anders als in Deutschland, wo seitenweise komplizierte Regelungen publiziert wurden.

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