Gastbeitrag

Der frugale Minister Anschober

Bei der Covid-Impfung beharren der Minister und sein Team auf dem billigen Impfstoff. Wieso diese falsch verstandene Sparsamkeit?

Bei den zahlreichen Pressekonferenzen von Gesundheitsminister Rudolf Anschober konnte man den Eindruck gewinnen, er sei überstolz, dass er als Sparefroh der Nation auf den billigen und einfachen Impfstoff von Astra Zeneca gesetzt hat. Ähnlich argumentiert auch sein Covid-Sonderbeauftragter, Clemens Martin Auer. Dieser widerspricht sogar dem vom Kanzler verkündeten Schwenk Österreichs auf den bisher einzig zugelassenen (und teureren) Impfstoff von Biontech. Auer schnoddrig: Die breite Bevölkerung bekommt Astra Zeneca. Basta. Einziger Wermutstropfen: Die alternative Billigsdorfer-Impfung hat keine Zulassung. Macht aber nichts, sagt Anschober. Wir impfen die Bevölkerung sowieso erst in Monaten.Gastkommentare und Beiträge von externen Autoren müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen.

Woher die plötzliche „Sparsamkeit“ kommt, ist nicht wirklich verständlich. Denn glaubt man den kolportierten Preisen, geht es – in Relation zu den Gesamtkosten der Pandemie – um sprichwörtliche Peanuts.
Um das etwa jüngst beschlossene PR-Gesamtpaket der Bundesregierung von 210 Millionen Euro könnte man rund 20 Millionen Biontech-Impfdosen kaufen (zum Listenpreis), mehr als für ganz Österreich nötig wären. Jede Woche Lockdown kostet die Wirtschaft und das Staatsbudget ein Vielfaches – die derzeit durchschnittlich täglich 100 Covid-Toten noch gar nicht mitberücksichtigt. Ökonomisch ist es also am sinnvollsten, so schnell wie möglich zu impfen und möglichst als Erster immunisiert aus der Pandemie zu kommen. Selbst wenn man wie etwa Israel den doppelten Preis für den Impfstoff zahlt, ist das gesamtwirtschaftlich noch immer weit billiger und sinnvoller, als in der Covid-Schockstarre zu verharren.

Warum Anschober stattdessen das gesamte Land quasi der Epidemie-Geiselhaft seines Covid-Sonderbeauftragten Auer ausliefert, verstehe, wer wolle. Gerade Auer, der schon vor fast 20 Jahren rund um die damalige Einführung der Meningokokken-Impfung für Kleinkinder – damals als Kabinettchef von Ministerin Rauch-Kallat – auf der Bremse gestanden ist, als es darum ging, dass das Ministerium die Kosten für eine Impfung übernehmen sollte, die längst im Impfplan der Republik vorgesehen war. Er hat aber auch schon einmal mittels Marktforschung die Anbieter von Grippeschutzmasken ausfindig gemacht und mit ihnen persönliche Verhandlungen geführt, mit dem Ergebnis, dass FFP1-Masken angekauft wurden – das sind jene Masken, die nicht (!) gegen Viren schützen.

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