Kolumne zum Tag

Das Gefühl, wenn man den Reisepass einsteckt

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Warum es einen Unterschied macht, welches Dokument man in den Koffer packt.

Zuerst musste ich sehr lang in meiner Erinnerung, dann in meiner Wohnung kramen, um ihn zu finden: meinen Reisepass. Vor Weihnachten sollte er wieder einmal zum Einsatz kommen. Verteidigungsministerin Klaudia Tanner lud eine Delegation zum Truppenbesuch nach Bosnien ein. Eineinhalb Stunden lang musste der Bundesheerflieger über Sarajewo kreisen, um dann umzudrehen – zu viel Nebel, um sicher landen zu können. Ich konnte also von den wichtigsten Dingen nach einer Reise (das Essen, die Leute) gar nicht viel berichten. Trotzdem musste ich mir eingestehen: Das war meine aufregendste Reisegeschichte 2020.

Dafür konnte ich von einer ganz bestimmten Aufbruchsstimmung zehren: Wenn ich den Pass einstecke, geht die Reise meistens etwas weiter. In Österreich kennt man das Gefühl womöglich nicht – die meisten nehmen immer den Pass mit. In Italien hat hingegen jeder und jede eine Identitätskarte (bzw. einen Personalausweis), meist aus abgewetztem Papier in einer abgenutzten Hülle. Innerhalb der EU wird dieses Dokument verwendet. In eigenen Reiseblogs macht man sogar einen Sport daraus, mit dem Ausweis so weit wie möglich zu kommen. Bis in die Karibik (allerdings mit ernstem Hintergrund): Die Ex-Kolonialinsel Guadeloupe gehört zum Übersee-Département Frankreichs.

Hohe Erwartungen für 2021 also, auch wenn die ersten Angebote einer Buchungsplattform nicht so aufregend sind (sorry, Linz). Bis dahin kann ich nur von den Reisen 2020 berichten: Die Leute, also Tanner, kennen Sie ja schon. Zum Essen: Das Proviantsackerl für den geplant einstündigen Flug beim Heer bestand aus fünf Stück Pumpernickel, 100 g Kaminwurz, zwei großen Kantwürsten, einem Knoppers, einem Bobby, Bananengeschmack, einer Mandarine, einer großen Camembert-Ecke, einem pikanten Käse, einem Müsliriegel und einem Apfel.

E-Mails an: iris.bonavida@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.01.2021)

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