Gastkommentar

Herr Minister Faßmann, bitte seien Sie mutig!

Peter Kufner
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Warum Qualitätskontrolle an Universitäten nicht die oberste Priorität hat – und sich das sehr schnell ändern sollte. Ein Gastbeitrag von Plagiatsjäger Stefan Weber.

Von bedauerlichen Einzelfällen reden die Universitätsspitzen. Von einer unbekannten und vermutlich hohen Dunkelziffer sprechen die Kritiker. Was sagt die Wissenschaft selbst dazu? Metaanalysen zeigen, dass jeweils 3 bis 4 Prozent der Befragten Plagiat, Ghostwriting und Datenfälschen zugeben.
Bei rund 370.000 Studierenden in Österreich hätten wir es zumindest mit rund 13.000 Plagiatoren und ebenso vielen Fälschern und Menschen zu tun, die sich ihre Arbeit(en) schreiben ließen, wobei Schnittmengen wahrscheinlich sind. Wie viele haben diese Delikte in den Befragungen nicht zugegeben? Wie viele davon werden Akademiker? Und noch schlimmer: Wie viele davon forschen und lehren selbst?

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Die Mär von Studierenden, die sich ihr Wissen eigenverantwortlich aneignen und alles selbst schreiben; von Betreuern, die diesen Prozess modular und gewissenhaft begleiten, und von Begutachtern, die letztlich genau lesen und benoten – sie bröckelt längst durch Fälle wie Aschbacher, Guttenberg oder Schavan. Studierende copy-pasten, lassen schreiben, recyceln Arbeiten anderer, paraphrasieren, verwenden automatische Übersetzungstools und – wie einige prophezeien – bald schon von künstlicher Intelligenz automatisch generierte Texte. Und wenn wir uns ehrlich sind: Kein Betreuer liest die Arbeiten noch auf Punkt und Komma. Es sind einfach zu viele, es ist zu redundant geworden. Wenn die Affäre Aschbacher etwas Gutes hat, dann ist es das, dass dieses Problem nun endlich öffentlich ausgesprochen wird.

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