Literatur

Franzobel: Eine Nation von Vampiren

Ein Programm für die Dekaden nach Trump? Franzobels „Die Eroberung Amerikas“ ist ein politischer Roman. Geht es doch um nichts weniger, als das gesamte Gebiet der Vereinigten Staaten an die Ureinwohner zurückzugeben. Eine schöne, aber nicht ganz ernste Utopie.

Vierzehn Bücher, seine Dissertation eingeschlossen, hat Robert Musil zu Lebzeiten veröffentlicht. Von Michael Köhlmeier gibt es mehr als vier Dutzend Bücher, von Franzobel rund sechs Dutzend und noch einmal rund zwei Dutzend mehr, wenn man die Theatertexte mitzählt. Dabei ist der Mann noch keine 54 Jahre alt. Sage einer, es gebe keinen Fortschritt!

Diesmal entführt der so verblüffend produktive Franzobel, der Grenzen, in welcher Form auch immer, nicht zu kennen scheint, auf Umwegen nach Amerika. Und weil bei ihm alles durcheinanderwirbelt, stoßen scheinbar unvereinbare Orte, Zeiten, Handlungselemente unmittelbar aufeinander. Das weist in die Richtung der Fantasy und des Traums, zuweilen auch, zugegeben, der Blödelei aus dem Mittelschüler-Milieu. Dass Franzobel diese Poetik jedoch mit Faktischem verknüpft, dass er, wenngleich dem Surrealismus durchaus nahe, von Realem berichtet, macht den besonderen Reiz seines jüngsten Romans aus. „Die Eroberung Amerikas“ ist, bei aller grotesken Farbigkeit, ein politischer Roman, der besser nicht in unsere Gegenwart einer eben zu Ende gegangenen, aber von der Hälfte der US-Amerikaner geduldeten Präsidentschaft eines Verrückten passen könnte.

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