Gastkommentar

Das „Nie wieder!“ darf nicht zum hohlen Pathos verkommen

Peter Kufner
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Vor 76 Jahren wurde das Konzentrationslager Auschwitz befreit. Einige Monate später versank der Traum vom Endsieg einer antisemitischen Welt in den Trümmern der Reichshauptstadt. 1945 bedeutet eine Zäsur, nicht aber das Ende des Antisemitismus.

Am 25. 11. 1944 befreite die US-Army das erste Konzentrationslager im Westen des Deutschen Reichs: Natzweiler-Struthof. Rasch erfuhr die Weltöffentlichkeit vom vorgefundenen Grauen. Dazu gehörten vor allem Medizinverbrechen. Die SS-Wissenschaftseinrichtung Ahnenerbe hatte Versuche an Häftlingen in der Krankenstation des Lagers organisiert, unter anderem mit Kampfstoffen. Die Welt erfuhr auch, dass rund 20.000 Menschen den Tod bei der mörderischen Arbeit im Steinbruch und im Lageralltag gefunden hatten. Nun war für jedermann auf Fotos zu sehen, wozu das Regime fähig war.

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Während in Natzweiler-Struthof vor allem nicht jüdische Häftlinge durch Zwangsarbeit ausgebeutet wurden, sah das im Konzentrationslager Auschwitz anders aus. Auch dort gab es Zwangsarbeit und ermordete Arbeitssklaven, vor allem im Lager Auschwitz III (Monowitz). Doch in Auschwitz II (Birkenau) entstand ab 1941 ein Lager, das geeignet war, Massenmord an Juden in industriellem Stil zu ermöglichen. Nach ersten Erfahrungen bei der Ermordung großer Gruppen durch Gas gingen 1943 vier neue Gaskammer-Gebäude in Betrieb. Diese waren Teil eines für industrielle Effizienz geplanten Mordsystems. Die Krematorien lagen in unmittelbarer Nähe, auch die Verwertungslager der Habe der Ermordeten lag nicht weit entfernt. Der gewaltige Berg an Brillen der Ermordeten gibt ein ergreifendes Zeugnis des verbrecherischen Geschehens.

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