Beim OMV ReOil-Verfahren wird aus Plastikabfall synthetisches Rohöl gewonnen, das nicht nur fossiles Rohöl ersetzt, sondern sich zudem zu Einsatzstoffen für die Herstellung neuwertiger Kunststoffe weiterverarbeiten lässt.
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Wie Kunststoff im Kreislauf zu CO2-Reduktion führt

Mit innovativen Technologien des chemischen und mechanischen Recyclings von Kunststoff treiben die OMV und Borealis den Übergang zur umweltschonenden Kreislaufwirtschaft voran. Das gemeinsame Ziel: die Verwirklichung einer CO2-ärmeren Zukunft.

Was Kunststoffe betrifft, ist die Recyclingquote in Österreich noch niedrig. Laut Eurostat-Zahlen wird etwa von den insgesamt 300.000 Tonnen jährlich anfallenden Plastikverpackungen nur ein Drittel recycelt, während zwei Drittel thermisch verwertet – also in Müllverbrennungsanlagen oder Zementwerken verbrannt – werden. Im Sinne einer CO2-ärmeren Zukunft plädieren Experten seit langem dafür, die Recyclingquoten zu erhöhen. Einen wesentlichen Beitrag dazu leisten OMV und Borealis.

Ein Mittel zur Lösung

Seit 2011 beschäftigt sich die OMV mit dem Ressourcenpotenzial von Altkunststoffen. Entwickelt wurde das sogenannte ReOil-Verfahren, um aus Plastikabfall synthetisches Rohöl zu gewinnen. Das grundsätzliche Problem mit derartigen chemischen Recyclingprozessen ist, dass Kunststoffe aufgrund ihrer komplexen Molekülstrukturen schwer in ihre Bestandteile aufzuspalten sind. Die OMV-Experten haben einen Weg gefunden, dieses Problem im wahrsten Sinne des Wortes zu lösen. So wird im ReOil-Prozess nach dem Schmelzvorgang die Schmelze mit einem Lösungsmittel vermischt, das die Zähflüssigkeit erheblich reduziert. Diese Mischsubstanz wird anschließend in einem ca. 400 Grad heißen Ofen „gecrackt". Beim Cracken – eine bewährte Raffinerie-Technologie zur Spaltung von Kohlenwasserstoffen – entsteht synthetisches Rohöl, das in der Folge in der Raffinerie weiterverarbeitet wird.

Energieeffizienz

Das aus Altkunststoff gewonnene synthetische Rohöl, kurz SynCrude, ist schwefelfrei und benötigt bei der Verarbeitung in der Raffinerie weniger Aufbereitung und damit weniger Energie als das durchschnittliche fossile Rohöl. Eine vom Umweltbundesamt durchgeführte Studie kam für die Raffinerie in Schwechat zu dem Ergebnis, dass durch den Ersatz von fossilem Rohöl durch synthetisches Rohöl eine Reduktion der Treibhausgasemissionen um ca. 45 Prozent bei einem rund 20 Prozent geringeren Energieverbrauch möglich ist. Neben den Prozesseinsparungen leistet SynCrude einen weiteren essenziellen Beitrag zur Verwirklichung einer CO2-armen Kreislaufwirtschaft: Es wird nicht nur fossiles Rohöl ersetzt, sondern SynCrude lässt sich zu Einsatzstoffen für die Herstellung neuwertiger Kunststoffe weiterverarbeiten.

Kreislaufwirtschaft

Wie notwendig das ist, zeigen zahlreiche Studien, die den Anstieg des weltweiten Bedarfs an hochqualitativen Kunststoffen dokumentieren. Sie sind im Lebensmittelbereich als Verpackungsmaterial gefragt, um Hygiene und längere Haltbarkeit zu gewährleisten, aber ebenso Schlüsselmaterialien in vielen anderen Branchen. In der Automobilindustrie etwa ersetzen Kunststoffe immer häufiger Metall, um Gewicht einzusparen. Ähnliches gilt für die Flugzeugindustrie oder auch für die Maschinenbauindustrie, beispielsweise um Wind- und Photovoltaikanlagen wettbewerbsfähig zu machen. Auch bei Medizinprodukten, Smartphones oder Computern kommt zunehmend hochwertiger Kunststoff zum Einsatz. Würde man Kunststoffe durch die nächst­bessere Werkstoffklasse ersetzen, würde sich das Gewicht der Produkte vervielfachen. Das hätte durch erhöhten Transport- und Energieaufwand einen Anstieg des CO2-Ausstoßes zur Folge.

Pro Stunde können in der OMV ReOil-Pilotanlage am Standort Schwechat bis zu 100 Kilogramm an Altkunststoffen zu synthetischem Rohöl umgewandelt werden.
Pro Stunde können in der OMV ReOil-Pilotanlage am Standort Schwechat bis zu 100 Kilogramm an Altkunststoffen zu synthetischem Rohöl umgewandelt werden.OMV

Chemische Recyclingverfahren wie ReOil liefern jene chemischen Verbindungen, aus denen Kunststoffe in neuwertiger Qualität für alle Arten von Anwendungen hergestellt werden können. Durch die chemische Umwandlung von Kunststoffabfall, der sonst in Verbrennungsanlagen oder auf Deponien landen würde, sorgt chemisches Recycling dafür, eine echte Kreislaufwirtschaft für die von der Wirtschaft dringend benötigten Kunststoffe zu schaffen – eine Kreislaufwirtschaft, die zur Verringerung des Verbrauchs von Primärrohstoffen und somit zur Senkung von CO2-Emissionen führt. Chemisches Recycling stellt somit eine von mehreren Optionen dar, die Umstellung der Industrie in Richtung Kreislaufwirtschaft zu unterstützen.

Zukunftsvision

Acht Jahre ist es her, dass die erste ReOil-Versuchsanlage im Technikum der Raffinerie Schwechat in Betrieb ging. 2018 wurde am Standort Schwechat eine Pilotanlage errichtet, die vollständig in die Raffinerie eingebunden ist und bis heute mehr als 350 Tonnen Kunststoffabfälle verarbeitet hat. Pro Stunde werden hier bis zu 100 Kilogramm an Altkunststoffen, welche die OMV von Entsorgungsunternehmen, mechanischen Recyclingbetrieben und Partnerunternehmen wie der AUA bezieht, zu synthetischem Rohöl umgewandelt. Das Motto für die Zukunft lautet Upscaling. Geplant ist die Errichtung einer ReOil-Demoanlage im industriellen Maßstab mit einer Auslegungskapazität von bis zu 2000 Kilogramm pro Stunde. Bis 2025 will die OMV eine großtechnische ReOil-Anlage mit einer Verarbeitungskapazität von bis zu 200.000 Tonnen Kunststoffabfall pro Jahr realisieren.

Recycling ermöglichen

Der sukzessive Umstieg auf die Kreislaufwirtschaft ist auch beim Hersteller hochwertiger Kunststoffe Borealis (zu 75 Prozent in OMV-Besitz) fest in der Konzernstrategie verankert. Während mit der OMV ReOil-Technologie (die OMV besitzt dafür das Patent unter anderem in Europa, USA, Russland, Australien, Japan, Indien und China) der Weg des chemischen Recyclings begangen wird, setzt Borealis auf mechanische und chemische Wiederverwertung. Borealis fördert dabei die Kreislaufwirtschaft in verschiedenen Bereichen: So wird Recycling (Design for Recycling) in Zusammenarbeit mit Partnern entlang der gesamten Wertschöpfungskette verbessert und Polyolefine auf Basis erneuerbarer Rohstoffe produziert. Sortierte Kunststoffabfälle werden zerkleinert, gemahlen, gewaschen und zu neuen, alltagstauglichen Kunststoffprodukten verarbeitet, die in Schlüsselmärkten gefragt sind, insbesondere bei Haushaltsgeräten, Automobilkomponenten und Konsumgütern.

Erst vor wenigen Tagen wurde mit der Inbetriebnahme einer hochmodernen Pilotanlage für mechanisches Recycling in Lahnstein, Deutschland, (in Kooperation mit dem Sortiersystem-Spezialisten Tomra) ein weiterer Meilenstein in der Geschichte der Kunststoff-Kreislaufwirtschaft gesetzt. Erstmals in Deutschland werden Post-Consumer-Kunststoffabfälle getrennt, um Markeneigentümern und weiterverarbeitenden Unternehmen hochwertiges rezykliertes Material zu liefern, das für anspruchsvollste Anwendungen genutzt werden kann.

Project STOP

Seit 2017 stellt Borealis sein nachhaltiges Engagement auch als Mitbegründer des „Project STOP" unter Beweis. Ausgangslage ist der hoch problematische Umstand, dass jährlich rund 12 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle in den Meeren landen. Mit einem jährlichen Verbrauch von mehr als sechs Millionen Tonnen Plastik und einem geschätzten Austritt ins Meer von einer Million Tonnen pro Jahr ist Indonesien dabei der zweitgrößte Verursacher. Beim Project STOP werden drei Städte in Indonesien mit extrem hohen Plastikvorkommen im Ozean dabei unterstützt, zirkuläre Abfallmanagement-Systeme zu schaffen, um Wertstoffe im Kreislauf zu halten und die Ableitung von Müll in die Umwelt zu stoppen.

Beim "Project STOP" unterstützt Mitbegründer Borealis drei Städte in Indonesien mit extrem hohen Plastikvorkommen im Ozean dabei, zirkuläre Abfallmanagement-Systeme zu schaffen, um Wertstoffe im Kreislauf zu halten und die Ableitung von Müll in die Umwelt zu stoppen.
Beim "Project STOP" unterstützt Mitbegründer Borealis drei Städte in Indonesien mit extrem hohen Plastikvorkommen im Ozean dabei, zirkuläre Abfallmanagement-Systeme zu schaffen, um Wertstoffe im Kreislauf zu halten und die Ableitung von Müll in die Umwelt zu stoppen.für Projekt STOP Bild: SYSTEMIQ

Die Initiative soll sich wirtschaftlich selbst tragen und Vorteile für die lokalen Gemeinden durch die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Belebung von Tourismus und Fischerei bringen. Die Ergebnisse bis dato sind vielversprechend: Rund 6500 Tonnen Abfall (davon 650 Tonnen Plastik) wurden bereits gesammelt, 114 Vollzeitstellen geschaffen und über 90.000 Menschen bisher erreicht. Projektziel ist es, bis zu 450.000 Menschen zu erreichen und zu verhindern, dass jährlich 40.000 Tonnen Abfall (davon 4700 Tonnen Plastikabfälle) in die Umwelt gelangen. Die Abfallmanagement-Lösungen und -Innovationen dienen zudem als Vorzeigebeispiel für weitere betroffene Länder und Städte in Südostasien.

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