Mein Montag

Ein Haarschnitt ist halt doch wichtiger als die Gesundheit

Den Friseurbesuch von einem negativen Test abhängig zu machen, ist jedenfalls ein genialer Schritt zur Motivation.
Den Friseurbesuch von einem negativen Test abhängig zu machen, ist jedenfalls ein genialer Schritt zur Motivation. APA/ERWIN SCHERIAU
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Auf einmal funktionieren die Massentests ja doch. Ob man es nun freitesten oder reintesten nennt.

Der Begriff „reintesten“ steht nicht im „Duden“. (Und auch nicht im „Österreichischen Wörterbuch“, aber als erster Satz kommt das mit dem „Duden“ einfach besser, oder?) Aber vielleicht sollte er das bald. Immerhin haben wir gelernt, dass das eine sehr effektive Methode ist, um Menschen dazu zu bewegen, sich in einer Corona-Teststraße ein Stäbchen ins Nasenloch stecken zu lassen. Als es nur darum ging zu schauen, ob man mit Corona infiziert ist, waren die Schlangen jedenfalls nicht annähernd so lang. (Außer vor Weihnachten, als das schlechte Gewissen doch ein bisschen pochte, weil man ja nicht die eigenen Großeltern anstecken wollte.) Den Friseurbesuch von einem negativen Test abhängig zu machen, ist jedenfalls ein genialer Schritt zur Motivation. Kudos, möchte man da voller Respekt ausrufen.

Aber wissen Sie eigentlich, woher der Begriff Test kommt? Klar, aus dem Englischen, werden Sie sagen – früher hätte man vermutlich Kontrolle, Überprüfung oder Untersuchung gesagt. Aber wenn wir etwas tiefer bohren, stoßen wir schon im Spätmittelhochdeutschen auf das Wort. Gemeint war damit, entlehnt aus dem lateinischen testa (Scherbe, Geschirr), ein Probiertiegel. Über die Fachsprachen wurde daraus ein Wort für Probe oder Prüfung, das vor allem im Englischen weiter verallgemeinert wurde. Irgendwann landete es eben wieder im deutschsprachigen Raum. Und erlangt nun in verschiedenen Kombinationen neue Popularität. Vom Freitesten (man darf ohne Test nicht raus) über das Reintesten (man darf ohne Test nicht rein) bis zum Massentest (viele machen mit). Masse kommt übrigens vom lateinischen massa (Teig, Klumpen), das seinerseits auf das griechische maza zurückgeht – Brotteig. Massentest ist also quasi Brotdose. Den Spruch kennen Sie ja sicher, oder? „Hast du heute Nacht in der Brotdose geschlafen? Bei den anderen alten Scherzerln . . .“

E-Mails an:erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.02.2021)

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