Helga Rabl-Stadler - Krisenfeuerwehr, Ombudsfrau, Intellektuelle

Helga RablStadler
Helga RablStadler(c) APA/BARBARA GINDL (BARBARA GINDL)
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Salzburgs Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler rührt die Werbetrommel fürs Prestigefestival, bringt Sponsoren und sorgt dafür, dass alle sich vertragen. Porträt einer Passionierten.

Sie ist eine große Kommunikatorin, ob es um die Osterfestspiel-Krise geht – die auch die Salzburger Festspiele in Mitleidenschaft zog – oder einfach ums niveauvolle Plaudern. Die ehemalige Journalistin und heutige Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler kennt die Macht des Wortes. Sie konversiert mit aufgebrachten Festspiel-Besuchern. Sie beruhigt genervte Intendanten und widerspenstige Künstler. Sie weiß mit Sponsoren umzugehen, von denen sie viele höchstpersönlich gewonnen hat.

Rund 180 Tage ist Rabl-Stadler im Jahr auf Achse, dazu kommen fünf Wochen Festspiele – viel zur Ruhe kommt sie nicht. Sie mag das auch nicht: Am liebsten besichtigt sie Städte, Insel mit Palme käme für sie nicht infrage.

Was erwartet die Festspiel-Besucher im „Zwischenjahr“ 2011, wenn der Konzertdirektor der Festspiele, Markus Hinterhäuser, die „Lücke“ zwischen zwei Intendanzen – Jürgen Flimm schon weg, Alexander Pereira noch nicht da – auszufüllen hat? Da wird Rabl-Stadler gleich energisch: „Die Festspiele 2011 sind kein Zwischenjahr“, betont sie, „es freut mich, dass ein so guter Kulturmanager wie Markus Hinterhäuser die Chance hat, ein Jahr lang ein Signal zu setzen, wie er es machen würde.“ Gemeinsam reisen sie und Hinterhäuser herum, um das Festival zu vermarkten: „Verkaufen ist so ein hässliches Wort. Das Wesentliche für uns ist die Mundpropaganda“, berichtet Rabl-Stadler.

Freundesgruppen gibt es in Deutschland, den USA, in London: „Die deutsche Freundesgruppe hat heuer die Uraufführung von Wolfgang Rihms ,Dionysos‘ ermöglicht. Es war aber auch eine große brasilianische Gruppe in Salzburg.“ Die Festspiel-Besucher lieben Vermittlungsveranstaltungen, auch so ein hässliches Wort, schöner klingt: Sie lieben Erzählungen über und rund um die Kunst. Der Verein der Freunde der Salzburger Festspiele bietet viele diesbezügliche Veranstaltungen.

Er wurde gegründet, weil man fürchtete, das Große Festspielhaus nicht füllen zu können. Die Sorge war unbegründet. 2011 feiert der Verein seinen 50.Geburtstag. Die Auslastung der Salzburger Festspiele ist trotz Wirtschaftskrise blendend: 95 Prozent waren es heuer, bei den Kartenpreisen eine echte Sensation. Das liegt nicht nur am Programm und am Salzburger Flair, sondern klar auch an Rabl, die eben nicht auf dem hohen Ross sitzt, sondern als Mittlerin zwischen Kunst und Publikum fungiert, mehrere Sprachen spricht, Englisch, Französisch, Italienisch und sogar etwas Russisch. Dieses persönliche Engagement ist essenziell, denn, wie die Präsidentin erzählt, „der Trend geht dazu, dass immer mehr Karten in den letzten zwei Monaten vor Beginn der Festspiele verkauft werden“.

„Mozart ist immer ganz neu“

Die Leute buchen kurzfristiger, wenn man aber weiß, dass eine schütter besetzte „Elektra“-Vorstellung sofort einen Verlust von 180.000 Euro verursacht, dann kann man sich vorstellen, wie rasch die Balance zwischen Gewinnen und Verlieren kippen kann – bei einem Festival, das eine Eigendeckung von 75 Prozent hat.

Künstler sind ja oft „Bewohner des elfenbeinernen Turms“. Das ist der ehemaligen Geschäftsfrau Rabl-Stadler, die Miteigentümerin des Modehauses Resmann war, völlig fremd. Sie scheut keine Mühen, jeden Einzelnen von ihren geliebten Festspielen zu überzeugen. Was macht sie, wenn sie mal frei hat? „Lesen, alles außer Krimis“, sagt sie. Zum Beispiel? „Biografien, derzeit eine von Michelangelo. Dann: ,Das Universum der Dinge‘ von Konrad Paul Liessmann oder ,Die Erfindung des jüdischen Volkes‘ von Shlomo Sand.“

Wer ist privat ihr Lieblingskünstler? „Mozart“, kommt es wie aus der Pistole geschossen: „Ich freue mich besonders, dass wir 2011 die drei Da-Ponte-Opern bei den Festspielen haben. Ich finde es immer wieder hochinteressant, wie unterschiedlich Dirigenten Mozart interpretieren – und alle sind großartig, ob Harnoncourt, Muti, Marc Minkowski, Yannick Nézet-Séguin oder Robin Ticciati.“

Auf einen Blick

Helga Rabl-Stadler
Die gebürtige Salzburgerin, Jg. 1948, studierte Jus, Publizistik. Sie war Kolumnistin, VP-Nationalratsabgeordnete, Vizepräsidentin der Salzburger Wirtschaftskammer. Seit 1995 ist Rabl-Stadler Präsidentin der Salzburger Festspiele.


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