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"Aufstand des Bergvolkes": Presseschau zu Tirol

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Was deutsche Zeitungen zu den Debatte rund um die Südafrika-Mutante in Tirol zu sagen haben.

„Süddeutsche Zeitung“: Besser als nichts

München. „Was die Regierung in Wien beschlossen hat, ist besser als nichts. Tirol soll nur noch mit negativem Coronatest verlassen werden dürfen, weil die südafrikanische Variante dort häufiger auftritt als sonstwo, mit Ausnahme von Südafrika. Tagelang hatten Tiroler Landespolitiker sich wegen drohender Quarantäne wild aufgeführt, tagelang hatte Kanzler Kurz sich im Streit um einen verschärften Lockdown in Tirol zurückgehalten. Nun kam das Machtwort, im Ton freundlich, in der Sache mittelmäßig entschieden. Ja, es wird Ausreisekontrollen geben; Straßen und Bahnhöfe werden verstärkt kontrolliert. Das ist sinnvoll. Nur: Losgehen soll das Ganze erst am Freitag. Bis dahin könnten also Tausende aus Tirol ins restliche Österreich reisen; deutsche Urlauber, die in ihren Zweitwohnungen sitzen, können nach Hause fahren und das Virus mitbringen. Etwa so war es in Ischgl auch, wenngleich die Rechtslage eine andere war: Damals galt die Quarantäne quasi ab sofort, wurde aber erst später umgesetzt. Nun gilt sie ab Freitag. Man darf gespannt sein, ab wann sie wie umgesetzt wird. In einem Punkt hat die bayerische Landesregierung recht: Die Inzidenz ist in Österreich immer noch hoch. Gleichwohl wird der Lockdown gelockert – bei verschärften Kontrollen in Tirol: Das ist inkonsequent.“ (Cathrin Kahlweit)

„Der Spiegel“: Tiroler Hemd näher

Hamburg. „Direkter als Franz Hörl hat den österreichischen Bundeskanzler schon länger kein Parteifreund mehr öffentlich angegriffen. ,Wenn Wien an Rülpser tut‘, so sei das für ihn nicht von Belang, spöttelte der Zillertaler Hörl, ein bekannt bärbeißiger Interessenvertreter der Tiroler Wirtschaft am Montag. Er machte sich dabei nicht einmal die Mühe, den Adressaten seiner Botschaft, Sebastian Kurz, zu erwähnen. Warum auch? Der Kanzler hatte zuvor im Namen der Bundesregierung offiziell ,vor Reisen nach Tirol‘ gewarnt, um eine weitere Ausbreitung der Südafrika-Variante B.1.351 des Coronavirus zu verhindern. Hörl ist nicht nur mächtiger Hotelier und Seilbahner, sondern Abgeordneter der Kanzlerpartei ÖVP – und als solcher das lebende Abbild der Grabenkämpfe, die im Regierungslager derzeit vor aller Augen toben. Hin- und hergerissen zwischen der Fraktionsdisziplin im Parlament und seiner Rolle als Lobbyist in Tirol, hat Hörl klargestellt, dass ihm das Tiroler Hemd näher sitzt als der Wiener Rock – obwohl er selbst eben erst eine Covid-19-Infektion überstanden hat.“ (Walter Mayr)

„Frankfurter Allgemeine“: Tirols Wut auf Wien

Frankfurt. „Von Freitag an müssen sich Personen aus Tirol, wenn sie das Bundesland wechseln wollen, ,raustesten‘. Dann soll ein hastig aufgezogenes Netz an Kontrollen an den Landesgrenzen greifen: an Straßen, Binnenflugplätzen und Bahnhöfen. Vorübergehend werden Ein- und Ausreise nur noch mit negativem Coronatest möglich sein. Das Land ist nicht ,unter Quarantäne gestellt‘, das hatte Landeshauptmann Günther Platter mit einer breiten ,schwarzen‘ Phalanx aus der ÖVP-Hochburg eine Woche lang abgeschmettert. Doch was nun beschlossen wurde, dürfte sich für viele Tiroler genau so anfühlen. Bundeskanzler Kurz, als ÖVP-Vorsitzender Platters Parteichef, Innenminister Nehammer (ÖVP) und Gesundheitsminister Anschober (Grüne) erläuterten am Dienstag in Wien Grund und Zweck der Maßnahmen. Das klang zeitweise wie das gute Zureden bei einem störrischen Kind, das als persönlichen Angriff empfindet, was Eltern für unumgänglich halten.“
(Stephan Löwenstein)

„TAZ“: Aufstand des Bergvolkes

Berlin. „Der Aufstand des Bergvolkes erinnert an die Ereignisse vom vergangenen März, als Hoteliers gegenüber ihren Gästen behauptet hatten, es gäbe im Ort keine Coronafälle – und sich dann das Virus von Ischgl und St. Anton aus in den Körpern Tausender Urlauber über ganz Europa verbreitete. Die Behörden hätten ,alles richtig gemacht‘, wie der Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP) damals beharrlich behauptet hatte, wurde zum geflügelten Wort.“ (Ralf Leonhard)

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