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Mitreden: Ist die Abschottung von Regionen der richtige Weg?

Der harte Lockdown in Österreich ist vorbei, gleichzeitig verbreitet sich in Tirol eine neue Virusvariante. Wie soll auf lokale Coronavirus-Ausbrüche reagiert werden? Diskutieren Sie mit!

Ausgerechnet wieder Tirol. Schon vor fast einem Jahr stand das Bundesland aufgrund des Corona-Ausbruchs in Ischgls im Zentrum der Kritik. Im Februar 2021 verbreitet sich die südafrikanische Virusvariante im westlichen Bundesland. Seit Tagen wird diskutiert, wie dagegen vorgegangen wird, zumal erst diese Woche in ganz Österreich Lockerungen in Kraft traten. Am Montag hat die Bundesregierung eine Reisewarnung gegen Tirol ausgesprochen, diese ist allerdings symbolischer Natur. Das letzte Wort war aber noch nicht gesprochen: Die Regierung erklärte am Dienstag bei einer Pressekonferenz, jeder, der Nordtirol verlässt müsse sich testen lassen. Die neue Regelung tritt am Freitag in Kraft. Ausgenommen davon wird Osttirol. Auch Kinder brauchen keinen negativen Test.

Vergangene Woche hatten sich mehrere Wissenschaftler für eine Abschottung des Landes ausgesprochen. Doch auch hier gibt es andere Meinungen: Günter Weiss vom Corona-Taskforce des Gesundheitsministerium sagt, die Ausbreitung neuer Varianten könne ohnehin nicht aufgehalten, sondern nur verlangsamt werden. Die unterschiedlichen Positionen im Streit hat die Redaktion hier zusammengefasst.

Mit einem Auftritt in der "ZIB 2" für Aufmerksamkeit gesorgt hat unterdessen Tirols Wirtschaftskammerchef Christoph Walser, der auch als künftiger Landeshauptmann im Gespräch ist. Auch andere halten nicht mit ihrer Meinung zurück: Tirols Wirtschaftsbund-Obmann Franz Hörl bezeichnete die Reisewarnungen in "Tirol heute" als "Rülpser aus Wien".

Aber nicht nur Tiroler Landespolitiker, auch Kollegen in anderen Ländern sprachen sich gegen eine Abschottung aus. „In Wien wird kommentiert, aber in den Ländern agiert“, sagt etwa Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) im Gespräch mit Julia Wenzel. Er tritt stattdessen für die Länderkompetenz bei Impfen und Testen ein.

Auch die Kärntner wollten lange nicht wahrhaben, dass mit ihrer Hypo-Bank etwas nicht stimmt.

Oliver Pink

Die jüngsten Vorgänge in Tirol haben durchaus Satire-Potenzial, schreibt Innenpolitik-Ressortleiter Oliver Pink in einem Leitartikel. Doch die Lage sei ernst. Die Gefahr sieht Pink im Föderalismus. " Bundesländer mit einer weit zurückreichenden Geschichte als eigenständige Entitäten haben da offenbar einen eigenen Zugang. Auch die Kärntner wollten lange nicht wahrhaben, dass mit ihrer Hypo-Bank etwas nicht stimmt." Man müsse "ohne Rücksicht auf regionale Loyalitäten und Gewohnheiten" handeln, sobald sich ein lokaler Herd auftue.

Wie ein regionaler Sonderweg in der Coronakrise scheitern kann, hat nicht zuletzt auch das benachbarte Südtirol gezeigt.

Aber auch auf Bundesebene wird kritisch über die jüngsten politischen Schritte in der Pandemie debattiert. Virologe Andreas Bergthaler etwa kann der Lockerung des Lockdowns überhaupt nichts abgewinnen und plädiert für einen "nationalen Kraftakt", um die 7-Tages-Inzidenz deutlich unter 50 zu drücken.

(sk)

Diskutieren Sie mit: Regionale Reisewarnungen und Abschottung von Bundesländern - ist das ein Konzept für die kommenden Wochen und Monate? Kamen die Lockerungen generell zu Früh? Und: Würden Sie derzeit eigentlich nach Tirol reisen?


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