Gastbeitrag

Huch, die leben ja! Jüdisch sein im Land der Täter

Peter Kufner
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Auch wenn heute niemand bestreitet, dass wir in Deutschland Problem mit Antisemitismus haben, mangelt es an ehrlichem Interesse an jüdischem Leben und jüdischer Kultur.

Als ich 2014 auf einer thailändischen Insel in der Hängematte lag – ein wenig angeschlagen wegen eines antisemitischen Vorfalls, den ich erlebt hatte –, dachte ich: Antisemitismus, das ist aktuell das größte Problem für Juden in Deutschland, aber keiner will es sehen. Der primäre Antisemitismus. Aber auch der sekundäre. Alle behaupteten, es gäbe ihn nicht mehr, seit Hitler sich 1945 im Führerbunker das Leben genommen hatte. Aber das war die größte Lüge, die je erzählt wurde.

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Ich dachte auch, es wäre an mir, alles erdenklich Mögliche zu tun, um diese Lüge langfristig zu entlarven. Also erfand ich Lola und Shlomo und Gershom und Hannah und Simon und all die anderen Protagonisten meines Debütromans „Winternähe“, der, ohne dass ich damit je gerechnet hätte, nur ein Jahr später erscheinen würde. In diesem Roman jedenfalls ging es um eben diesen Antisemitismus, den ich an jeder Ecke sah, ohne dass man Antisemiten finden konnte, weil das schließlich niemand sein wollte. Denn Antisemitismus, das war Hitler. Niemals man selbst.

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