Mein Samstag

Würfeln mit Herrn Rubik

Der Wunderwürfel erlebt ein Revival.
Der Wunderwürfel erlebt ein Revival.Clemens Fabry
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Vor Kurzem hat bei uns etwas Einzug gehalten, das ich seit Jahren, ja, Jahrzehnten nicht mehr in der Hand hatte: Ein Rubiks Würfel.

Ja, die gibt es noch immer, und allerlei Hersteller haben sich zig Varianten dieses Knobelwürfels ausgedacht: Es gibt ihn in dreieckig (dann ist er natürlich kein Würfel mehr) und rund (dann auch nicht), einer ist sogar batteriebetrieben (wofür auch immer). Erhältlich ist auch eine leichtere Version mit nur je vier Feldern pro Würfel-Seite.

Letztere hätte man mir vielleicht als Kind schenken sollen. Jetzt war ich in manchen Bereichen extrem ausdauernd – wie etwa beim Spielen von „Tricotronics“ (diesen Gameboy-Vorgängern). Bei der Lösung logischer Aufgaben aber eher nicht so. Die Rubik-Momente meines Lebens sind daher auf der Frustrationsskala eher weiter oben abgespeichert. Ich erinnere mich noch, dass ich, da sich die kleinen Quadrate nicht zu den gleichfarbigen gesellen wollten, versucht habe, die Pickerl herunterzukletzeln (kennt man das Wort außerhalb der Steiermark?) und farblich passend wieder aufzukleben. Das könnte man, wenn man positiv denkt, als eine gewisse Problemlösungskompetenz verbuchen, de facto war es natürlich geschummelt und funktioniert hat es auch nicht, weil man den bunten Quadraten ihren Zwangsumzug angesehen hat.

Die Rubik-Misserfolgs-Stories der Mutter gefallen dem Kind fast genauso gut wie der Würfel selbst, der uns momentan überallhin begleitet. Ständig höre ich neben mir das „Ratsch, ratsch“, wenn die Würfelteile hin- und hergedreht werden. Dass die Kinder von heute den Würfel nicht wütend ins Eck pfeffern, mag auch daran liegen, dass sie, wenn sie nicht mehr weiterkommen, auf YouTube Hilfe finden. Weshalb das Kind, während es dreht, wendet und Farben sortiert, Sätze wie „Forward, up, back, down, up, up“ murmelt. Dieses Muster hinter dem großen Rubik-Ganzen hab ich natürlich nie erkannt. Dafür habe ich als Kind auf meinen Tricotronics Tausende Fallschirmspringer in meinem Boot aufgefangen oder Donkey Kong hundertfach aus seinem Käfig befreit. Das ist bitte auch nicht nichts.

E-Mails an:mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.03.2021)

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