Mein Samstag

Blackout in der Früh

Stromleitungen
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Diese Woche hat uns das Leben in aller Früh mit einem Stromausfall überrascht. Das ist in Zeiten von Home-Schooling und -Office vielleicht ein klein wenig unsensibel, aber selbstverständlich habe ich, wie es sich für eine Erwachsene gehört, mit unaufgeregt-kontrollierter Krisenplanung reagiert.

Als Erstes teile ich dem Kind mit, dass es nun seinen Akku schonen müsse, um später wenigstens via Handy an der Englisch-Videostunde teilnehmen zu können. Es jetzt also bitte aufhören möge, aufgeregt Freundinnen anzurufen, um ihnen vom Stromausfall zu berichten. Während also das Kind damit weitermacht, aufgeregt Freundinnen anzurufen, um ihnen vom Stromausfall zu berichten, setze ich ein Posting auf Facebook ab, um meine 497 engsten Freunde von unserer Stromlosigkeit zu informieren.

Den allerengsten schickte ich zur Sicherheit noch ein WhatsApp hinterher: Sie mögen mich jetzt aus Akku-Spargründen bitte nicht kontaktieren – und das so gegen 7.40 Uhr Früh, zu einer Zeit also, zu der mich grob geschätzt 99,99 Prozent der Menschheit eh noch nie angerufen haben. (Als Reaktion bekomme ich sogleich Katzenvideos und lustige Links zugeschickt.) Das Kind überlegt inzwischen, zu wem wir uns zum Mittagessen einladen könnten, sollte sich bis dahin der Strom nicht wieder eingestellt haben. Diese Träume mache ich mit einem „Es gibt einfach Käsebrote“ zunichte, ehe ich mich in die Warteschleife der Wiener Netze begebe, die ich mit der Info „Wird noch dauern“ wieder verlasse.

In dieser Zwangspause gehe ich zum Spar – dort fällt mir gerade noch ein, dass es nicht die beste Idee ist, noch mehr gekühlte Produkte mit nach Hause zu nehmen, da die dort befindlichen doch gerade alle langsam auftauen. Als ich zurückkomme, hat das Kind seine Infokampagne abgeschlossen und spielt so zeitig wie noch nie am Klavier (sorry, Nachbarn!). Das macht eine ganz nette Frühmorgenstimmung, während der wir fast übersehen, dass der Strom schon wieder da ist. „Gott sei Dank“, sage ich. „Aber lustig war es schon“, sagt das Kind. „Und jetzt weißt du sicher auch, worüber du diese Woche in deiner Kolumne schreiben kannst.“ Stimmt.

E-Mails an:mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.03.2021)

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