Zeichen der Zeit

Ein einziges schwarz-weißes Blatt

Blick vom Gipfel des Hermannsdalstinden, Moskenesöy, Lofoten, Nordland, Norwegen, Europa
Blick vom Gipfel des Hermannsdalstinden, Moskenesöy, Lofoten, Nordland, Norwegen, EuropaImago Images
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Expedition Europa: zu Besuch in einer norwegischen und einer moldawischen Zeitungsredaktion.

Ich wollte die Redaktionen zweier Zeitungen kennenlernen, eine im vorbildlichsten und eine im kaputtesten Zeitungsland Europas. Das eine Land heißt Norwegen, die Nummer eins auf dem „World Press Freedom Index“, das andere Moldawien, Nummer 91.

Dass es „Dagen“ gibt, konnte ich fast nicht glauben. Im gesamten deutschsprachigen Raum existiert keine einzige Tageszeitung christlich-konservativer Ausrichtung, im säkularen Norwegen gibt es hingegen gleich zwei. Auch das andere Ende des Spektrums gedeiht, die erfolgreichste linke Zeitung heißt gradheraus „Klassekampen“ („Klassenkampf“). 151 norwegische Zeitungen erschienen 2015 öfter als wöchentlich. Ich fand die Redaktion in Bergen, in einem Büroblock an der Ausfahrtsstraße zum Flughafen. 16 Leute schrieben für „Dagen“, Außenbüros hatten sie nur in Jerusalem und Oslo. Die Abonnentenzahlen stiegen auf 11.000, 60 Prozent Papier, Online stark steigend. Ohne die staatliche Zeitungsförderung täte sich auch „Dagen“ schwer.

Chefredakteur Vebjørn Selbekk wurde per Videokonferenz aus Oslo zugeschaltet. Er nannte das Profil „ausgeprägt“ und „konservativ-evangelikal“, „hier ist jemand, der sich nicht wie ein toter Fisch treiben lässt“. Dagen kritisiert die Staatskirche hart, die Einführung der kirchlichen Homo-Ehe als „häretisch“, Selbekk selbst gehört ihr aber an. „Dagens“ Erfolg, sagte Redakteurin Kari Fure, fußt auf der lebendigen Tradition protestantischer Erweckungsbewegungen und auf den pointierten Auftritten des Chefs in TV-Diskussionen. Selbekk hatte 2006 die Mohammed-Karikaturen veröffentlicht. Ich fragte ihn: „Lädt man Sie ins Fernsehen, wenn man einen Islamophoben braucht?“ Er lachte diabolisch. Fure beeilte sich: „Christen müssen jeden Muslim lieben. Ich war aber viel im Nahen Osten . . .“

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