Gastkommentar

Gefangen, gequält, getötet: Vom Los der Fische

Peter Kufner
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Für Katholiken und Orthodoxe ist der Karfreitag ein strenger Fast- und Abstinenztag, an dem vornehmlich Fische verspeist werden. Man gedenkt des qualvollen Todes Jesu. Der qualvolle Tod der Fische bleibt ausgeblendet. Und doch hängt beides zusammen.

Fasten bedeutet nach kirchlicher Lehre, aus spirituellen und asketischen Gründen keine oder nur eine geringe Menge von Speisen zu sich zu nehmen oder sich bestimmter Nahrungsmittel zu enthalten. Letzteres wird kirchenrechtlich auch Abstinenz genannt. Strenges Fasten und weitreichende Abstinenz waren bereits in der frühen Kirche zu finden.

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Über die Jahrhunderte hinweg wurden die kulinarischen Einschränkungen jedoch zunehmend gelockert. Schließlich blieb nur jenes Kirchengebot übrig, das den Gläubigen die Enthaltung von Fleischspeisen am Freitag, dem Todestag Jesu, vorschrieb. Das Essen von Fischen und von vielen anderen im Wasser lebenden Tieren war an Freitagen jedoch gestattet. Im Jahre 1966 schaffte Papst Paul VI. auch die verpflichtende allfreitägliche Fleischabstinenz ab und reduzierte das katholische Pescetarier-Dasein auf Aschermittwoch und Karfreitag.Der „Fisch am Freitag“-Brauch hat sich allerdings bis heute in zahlreichen kirchlichen Einrichtungen als katholisches Identitätsmerkmal erhalten.

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