Gastkommentar

Österreichs Sturzflug ohne Hemmungen

Peter Kufner
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Was wurde eigentlich aus der Eurofighter-Frage und den neuen Trainingsjets? Feigheit und Ignoranz blockieren jede Antwort.

Es fängt ja schon damit an: Sinnvolle Größenordnungen und Mengenstrukturen hat es bei der aktiven Luftraumüberwachung (LRÜ) in Österreich eigentlich nie gegeben.
► Ende der 1960er-Jahre kaufte man gleich doppelt so viele Trainer/leichte Kampfflugzeuge wie benötigt (40 Saab 105), aber keine Überschalljets.
► Ende der 1980er kamen mit den 24 Draken endlich Flugzeuge, die auch schnell genug waren – aber ohne die sonst üblichen Zweisitzer zur Pilotenausbildung.
► Das Lebensende des Draken (2005) hat man politisch versäumt und musste für einige Jahre zwölf Schweizer Northrop F-5E leihen.
► Für die Draken-Nachfolge waren 24 Stück ausgeschrieben, aber nur 18 Eurofighter Typhoon wurden bestellt. Man sparte an Waffen, Zweisitzer gab es wieder nicht.
► Per rascher Umplanung auf Hotelpapier wurde auf 15 reduziert, die Flugzeuge wurden der Nachtsichtfähigkeit und des Selbstschutzes beraubt und auf eine Tranche mit der ältesten Technik zurückgestuft.
► Und das Lebensende der Saab 105 hat man wiederum jahrelang versäumt.

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Am Ende von all dem politischen Murks, an dem mehr oder weniger alle Parteien Anteil hatten und haben, die in Regierungsverantwortung waren oder sind, sieht das Ergebnis 2021 wie folgt aus:
Österreich kann an der Fliegerschule den Pilotennachwuchs noch selbst screenen und ihm Basisausbildung angedeihen lassen. Und wir haben am oberen Ende 15 einsitzige Eurofighter der ältesten Generation, die einiges an technischem Nachholbedarf aufweisen, nur rudimentär bewaffnet sind, keine Systeme haben, um dem Piloten Warnung zu geben, wenn er angegriffen wird . . . Und optisch nachtblind sind sie auch.
Dazwischen klafft ein unfassbares Loch an Ausbildung und Festigung, die unabdingbar nötig sind, um ein Hochleistungsgerät, wie es ein Kampfflugzeug der 4. Generation darstellt, sicher beherrschen zu können. Dazu zählen auch ganz wesentliche Dinge wie das Kennenlernen der heimischen Topografie im Flug. Mancher Laie würde sich wundern, wie erschrocken viele „Flachlandpiloten“ im Gebirge sind, wenn im Spektrum Norden-Süden-Osten-Westen-oben-unten statt nur einer „harten“ Seite auf einmal drei, vier, fünf Richtungen von Mutter Erde blockiert sind.

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