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Nachrichten Meinung Magazin
Eurovision song contest first semi-final in Rotterdam
Pop

Song Contest: Die 26 Finalsongs in der Einzelkritik

Konnten die Favoriten auch in der großen Live-Show überzeugen? Neben manch Klischee-ESC-Beitrag gab es dieses Jahr auch einige gute Songs und Darbietungen zu hören und zu sehen.
23.05.2021 um 01:55
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Hauptbild • NETHERLANDS-EUROVISION-SEMIFINAL-ICELAND • APA/AFP/ANP/PATRICK VAN EMST

26 Songs standen auch heuer wieder im Song-Contest-Finale zur Wahl. Und in der Rotterdamer Ahoy-Arena waren neben den üblichen Windmaschinen- und Kleiderwechsel-Tricks dieses Jahr auch einige spannende Beiträge dabei. Italien setzte sich dank überragendem Sieg bei den 39 Publikumswertungen durch. Nach den Jury-Punkten hofften noch die Schweiz und Frankreich auf einen Sieg.

Die Songs in der Einzelkritik von Klemens Patek

REUTERS
Zypern - Elena Tsagrinou: "El Diablo"

Der Lady Gaga-Schmäh ging im Halbfinale auf. „Bad Romance“ lässt nicht nur dezent grüßen. Die Choreo sitzt, der Gesang solide, brennen tut's auch im Hintergrund - na dann?

Platz 16

(c) REUTERS (PIROSCHKA VAN DE WOUW)
Albanien - Anxhela Peristeri: "Karma"

Windmaschine ohne Ende - hätten hier nicht doch ein paar zusätzliche Tänzer für Stimmung sorgen können? Volles Drama in der Stimme und Gestik ohne Ende. Längere Instrumentalphasen verschaffen eine verblüffend angenehme Ruhephase. Das Lied hat es schon in gefühlt Hunderten ESC-Versionen gegeben.

Platz 21

 

(c) imago images/ANP (via www.imago-images.de)
Israel - Eden Alene: "Set Me Free"

Die Haare wehen Turmfrisur-bedingt wenig. Eden Alene setzt viele Stimmfarben von hauchig- bis laut ein. Im Refrain mit den Beats gibt es dafür weniger zu singen. Dafür einen etwas verwackelten hohen Ton am Ende der Bridge und dann noch ein Mariah-Carey-Gedächtnis-Whistleton-Showdown am Ende zum Drüberstreuen. Auch nicht schlecht, aber auch nicht zwingend schlüssig. Guter Radio-Track eigentlich, aber für den ESC-Sieg vielleicht zu wenig druckvoll.

Platz 17

(c) imago images/ITAR-TASS (Vyacheslav Prokofyev via www.imago-images.de)
Belgien - Hooverphonic: "The Wrong Place"

In der ORF-Vorschau am Dienstag wurde der mangelnde Song-Aufbau bzw. -Höhepunkt bemängelt. Aber der Refrain ist doch super-eingängig. Der Style und das Genre bleiben (wie doch alles beim ESC) Geschmackssache. Aber es ist einer dieser Songs, die einen Inhalt ausstrahlen und diesen nicht nur via LED-Leinwände transportieren. Abgesehen davon, dass die Komposition durchaus ungewöhnlichere Harmoniefolgen verwendet.

Platz 19

(c) APA/AFP/ANP/PATRICK VAN EMST (PATRICK VAN EMST)
Russland - Manizha: "Russian Woman"

Ein bisschen Ethnomix hat noch keinem ESC-Beitrag geschadet. Die zwei Teile des Liedes „Russian Woman“ passen vielleicht nicht schlüssig zusammen, aber der Beat und die Eindringlichkeit und energiegeladene Performance von Manizha ergeben dann schlussendlich doch eine kraftvolle Nummer. Ferngesteuertes-Riesenkleid? Ja, bitte! Und dann auch noch ein Lied mit Empowerment-Botschaft. Aus Russland! Auch nicht schlecht!

Platz 9

(c) imago images/ANP (via www.imago-images.de)
Malta - Destiny: "Je me casse"

19 Jahre und diese Stimme, das ist schon einmal wirklich bemerkenswert. Dunkle Stimmfarbe gepaart mit ausgereifter Stimmtechnik. Ein leichtes Knödeln a la Shakira nehmen wir gerne in Kauf. Dass der Refrain ein Elektronik-Swing ist und eigentlich nicht gesungen wird, entspricht dem Zeitgeist. Die Choreografie hätte dafür ein bisschen exakter sein können. Aber wenn Destiny in der Bridge (dem musikalisch anders gestalteten Teil vor den letzten Refrains) ihre Botschaft in die Arena schreit, jubelt die Menge. Verwackelter Ton oder nicht - das ist dann völlig egal. 

Platz 7

(c) APA/AFP/KENZO TRIBOUILLARD (KENZO TRIBOUILLARD)
Portugal - The Black Mamba: "Love Is On My Side"

Das ist eine Stimme, der man auf jeden Fall einmal Aufmerksamkeit schenkt. Sänger Pedro Taborda singt ähnlich Macy Gray mit ganz viel „Twang“ - mit ganz viel heller Klangfarbe und diesem leicht engem, „nervigem“ Sound, der in der entspannten Nummer „Love Is On My Side“ aber perfekt zur Geltung kommt. Und das Lied ist auch ganz nett.

Platz 12

(c) REUTERS (PIROSCHKA VAN DE WOUW)
Serbien - Hurricane: "Loco Loco"

Das ist wohl das, was man „Hairogrophy“ nennen könnte, also eine Choreografie mit exzessivem Haareinsatz. Der Song macht schon Stimmung, lädt zum Tanzen - aber nicht zwingend zu einer musiktheoretischen Abhandlung ein. Aber die drei Sängerinnen machen schon ordentlich Stimmung. Show is King. Und Windmaschine. Und Modulation. Dieses Lied ist Song Contest.

Platz 15

(c) REUTERS (PIROSCHKA VAN DE WOUW)
Großbritannien - James Newman: "Embers"

Beat und Trompeten - und ein Goldkettchen. Ganz nette Partynummer - aber das Tanzen war nicht ganz so James Newmans Sache. Und wenn man als Zuseher Zeit hat, über die Jacke nachzudenken, ist das auch kein gutes Zeichen. Ansonsten: ganz coole Stimme mit einem dieser 0815-Radiotracks, die vielleicht mit einem berühmten Interpreten/DJ-Namen gar nicht so schlecht funktionieren könnten am Musikstreaming-Markt. Punkte bekommt man damit offenbar keine.

Platz 26

(c) APA/AFP/ANP/PATRICK VAN EMST (PATRICK VAN EMST)
Rotterdam hosts second semi-final of 2021 Eurovision song competition
Griechenland - Stefania: "Last Dance"

Der Glitzer-Catsuit und die Greenscreen-Tricks lenken nur mangelhaft vom nicht wirklich finaltauglichen Song ab. So ganz auf den Punkt hat die erst 18-jährige Stefania ihren Gesangspart leider auch nicht abgeliefert. Die Tänzer ohne Körper erwecken eher Fritz-Phantom-Assoziationen, als großes Bühnenshow-Staunen.

Platz 10

(c) REUTERS (PIROSCHKA VAN DE WOUW)
NETHERLANDS-MUSIC-EUROVISION
Schweiz - Gjon's Tears: "Tout l'univers"

Also stimmlich hat sich Gjon's Tears jedenfalls einen der härtesten Brocken des Abends vorgenommen mit vielen Klangwechseln. Die leisen Falsett-Töne im ersten Teil muss man mit Nervosität auch erst einmal treffen - und die „Jodel"-Effekte sitzen genauso wie die lauteren hohen Töne im Refrain, in denen der Sänger die Übergänge zwischen den Stimmklängen ("Brust- und Kopfstimme") geschickt überblendet. Und das alles mit der nötigen Portion Ausdruck. Nur im Radio werden wir den Song auch bei einem Sieg der Schweiz kaum hören.

Platz 3

(c) APA/AFP/KENZO TRIBOUILLARD (KENZO TRIBOUILLARD)
Island - Daði og Gagnamagnið: "10 Years"

Das voraufgezeichnete Video haben wir auch schon im Halbfinale gesehen, da Band-Mitglieder positiv auf das Coronavirus getestet wurden. Insofern wenig Überraschendes... Insofern dürfen wir wiederholen, was wir schon am Donnerstag geschrieben haben: Der heurige Beitrag „10 Years“ ist eine eingängige Liebeserklärung, ihr fehlt vielleicht der letzte Pep. Trotzdem stark ist die Bühnenshow mit eigenwillig-prägnanter Choreografie. Anders, nerdig, aber selbstbewusst und cool.

Platz 4

(c) Reuters
Spanien - Blas Cantó: "Voy a quedarme"

Wir gehen den üblichen Balladen-Aufbau. Close-ups und ein erster Refrain im Falsett gesungen, Nebelmaschine auf Hochtouren. Zweite Strophe mit Beat und dramatischer Gestik, weniger luftigen Sounds. Und im zweiten Refrain schließlich Vollgas - was im ersten Falsett war, ist nun ein vollerer Klang. Ob es am Ende dann gar so viel Falsett-Töne braucht, sei dahingestellt. Wenn man mehr Power am Song-Höhepunkt will, könnte man sich auch für lautere Klänge entscheiden. Spanien heute leider nur Mittelklasse.

Platz 24

(c) APA/AFP/ANP/PATRICK VAN EMST (PATRICK VAN EMST)
Moldau - Natalia Gordienko: "Sugar"

Wieder ein gutes Beispiel dafür, dass luftige Töne mehr Fokus benötigen, um sie 100 Prozent zu treffen (wenn die Musik dazu nur einen wummernden Bass für die Sängerin im In-Ear-Monitoring zur Orientierung bietet). Da haben heuer ausnahmsweise voraufgezeichneten Background-Sänger bei den anderen Teilen auch massiv mitgeholfen - vor allem, wenn das Mikrofon plötzlich abhandenkommt. Ansonsten: ganz cooler Beat und auch ganz nette Hook.

Platz 13

(c) REUTERS (PIROSCHKA VAN DE WOUW)
Deutschland - Jendrik: "I Don't Feel Hate"

Jendrik mag vielleicht eine gute Botschaft und Stimmung verbreiten, optisch fühlt man sich aber in die absurden ESC-Jahre der Jahrtausendwende zurückversetzt. Der instrumentale Refrain erinnert dann fast wieder an Alf Poier. Der Vergleich hinkt ob der Intention der Künstler natürlich gewaltig. Ob die tanzende und Trompete spielende Hand da noch etwas für Deutschland retten kann? Ein Gute-Laune-Song zwar, aber vielleicht etwas gar penetrant.

Platz 25

(c) APA/AFP/KENZO TRIBOUILLARD (KENZO TRIBOUILLARD)
Finnland - Blind Channel: "Dark Side"

„Dark Side“ der Pop-Skala, definitiv. Ein bisschen Erinnerung an „The Rasmus“ oder „Limp Bizkit“. Aber so hart ist der finnische Beitrag eben nicht, man könnte fast ein bisschen Mitsingen - zumindest beim „Ahay, ahay“ (oder so...). Und in der Performance lassen die beiden Sänger keine Punkte liegen, selbst die fake-spielenden Instrumentalisten schwingen ihre Instrumente Livekonzert-tauglich.

Platz 6

 

(c) REUTERS (PIROSCHKA VAN DE WOUW)
Rotterdam hosts second semi-final of 2021 Eurovision song competition
Bulgarien - Victoria: "Growing Up Is Getting Old"

Zartere Töne hören wir in „Growing Up Is Getting Old“. Sicher und ausdrucksstark singt sich Victoria durch dieses nette Liedchen - großteils sitzend. Im zweiten Refrain kommt dann zwar kein Beat, dafür steht sie auf. Ist auch eine Art von Steigerung. Die lauteren Klänge lässt die junge Bulgarin ohnehin lieber bleiben. Muss für eine gute Performance auch nicht sein.

Platz 11

(c) REUTERS (PIROSCHKA VAN DE WOUW)
Litauen - The Roop: "Discoteque"

Angenehm reduziert kommt der Beat des litauischen Beitrags heuer daher. Choreografie und Outftitfarbe sorgen für den extra Kick. Diskofieber aus dem Baltikum mit dem gewissen Etwas. Stimmlich musste der Sänger zu „Discoteque“ nicht allzu viel beisteuern.

Platz 8

(c) REUTERS (PIROSCHKA VAN DE WOUW)
Ukraine - Go_A: "Shum"

Diese Art zu singen (evtl. beschreibbar als kraftvoller „Schreigesang") hat in vielen slawischen Ländern eine lange Tradition und im Mix mit einem treibenden Beat, hat „Shum“ durchaus eine gewisse Wirkung und Chancen auf einen Platz in der vorderen Ergebnis-Hälfte.

Platz 5

(c) REUTERS (PIROSCHKA VAN DE WOUW)
Frankreich - Barbara Pravi: "Voilà"

Eine der Topfavoritinnen des Abends. Und „Voila“ erzielte großteils auch die erhoffte Wirkung: eine authentische Performance, ein Erzählen, das einen fragen lässt, was Barbara Pravi wohl (eben auf Französisch) für eine Geschichte singen mag. Und selbst ihr Hammer-Vibrato blieb ganz in der Chanson-Tradition. Ein energievoller Auftritt, der auch wegen reduzierter Optik in Erinnerung bleibt.

Platz 2

(c) APA/AFP/ANP/PATRICK VAN EMST (PATRICK VAN EMST)
Aserbaidschan - Efendi: "Mata Hari"

„Mata Hari“ ist eine dieser austauschbaren Ethnomix-Nummern, die Aserbaidschan mit der gewohnten Professionalität heuer in Rotterdam auf die Bühne gestellt hat. Und in Sachen „Hairography" macht man Serbien durchaus Konkurrenz. Wer wird wohl weiter vorne im Classement liegen? (Die Antwort war schließlich: Serbien)

Platz 20

(c) REUTERS (PIROSCHKA VAN DE WOUW)
Norwegen - Tix: "Fallen Angel"

Norwegen bringt mit „Falling Angel“ einen wirklich schwachen Song optisch opulent auf die Bühne - samt Modulation und Feuershow. Sänger Andresen Haukeland im Pelzmantel mit Riesenflügeln hat immerhin eine nette Botschaft an die Zuseher: „Remember people, you are not alone"

Platz 18

(c) REUTERS (PIROSCHKA VAN DE WOUW)
Niederlande - Jeangu Macrooy: "Birth Of A New Age"

Am Eindrucksvollsten beim Gastgeber-Beitrag war die Performance des Solo-Tänzers. Ansonsten blieb das oft wiederholte „Your Rhythm is rebellion“ eher inhaltliche Meta-Ebene als umgesetzte Realität. Aber die afrikanischen Einflüsse sorgen für eine willkommene Abwechslung.

Platz 23

(c) APA/AFP/POOL/SANDER KONING (SANDER KONING)
CORRECTION-NETHERLANDS-EUROVISION-SEMIFINAL-REAHEARSAL-ITALY
Italien - Måneskin: "Zitti e buoni"

Ein Siegrezept für den Song Contest gibt es nicht - auch wenn es noch so viele Länder zu finden versuchen. Warum "Zitti E Buoni“ (im Nachhinein zurecht) als Favorit gehandelt wurde? Weil es Musik bringt, hinter der die Protagonisten stehen und die sie dementsprechend sicher und energiegeladen präsentieren. Im Fall von Italien noch dazu mit einer eingängien Nummer - optisch ein wenig im „Queen"-Style, auch die lauten Gitarren finden hier ihren Platz. Und Italiens Feuerwerk-Budget ist auch nicht zu verachten.

Platz 1

(c) APA/AFP/POOL/SANDER KONING (SANDER KONING)
Schweden - Tusse: "Voices"

Schwedens Vorschusslorbeeren des Pop-Landes Nummer Eins, wird der zahme Song „Voice“ nicht gerecht. Sänger Tusse hat zweifelsohne Charisma und Talent, aber die Stimme trägt den Refrain eher mit Mühe, erst recht nach der Tonart-Erhöhung (Modulation) im letzten Refrain. Pluspunkte: Man könnte bald mitsingen. Negativ: Man will nicht so recht.

Platz 14

(c) REUTERS (PIROSCHKA VAN DE WOUW)
San Marino - Senhit feat. Flo Rida: "Adrenalina"

Schlag' nach bei Aserbaidschan, Moldau oder Albanien. Wir beenden die Show mit einer ESC-0815-Nummer aus dem Zwergstaat San Marino. Flo Rida rappt, das muss man noch dazu sagen. Das gibt Pluspunkte. Es empfiehlt sich jedenfalls vor der Voting-Phase noch einmal aufzustehen und abzutanzen.

Platz 22

(c) imago images/ANP (via www.imago-images.de)

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