Einwurf

Nicht alle waren wie Lueger!

Man sollte im Diskurs zum Lueger-Denkmal nicht unterschiedliche Debatten vermengen und zu einfache Schlüsse ziehen.

Gern wird in bürgerlich-konservativen Kreisen aristotelische Philosophie bemüht, wenn es um Argumente gegen Forderungen der sozialen Gerechtigkeit und politischer Gleichheit geht: Gleiches solle gleich und Ungleiches ungleich behandelt werden. Auf dem historischen Feld scheint dies anders zu verlaufen. Da werden offensichtlich aus strategischen Gründen gern willkürlich Dinge gleichgestellt, die nicht zusammengehören. Die immer wieder versuchte Gleichsetzung des christlichsozialen Antisemitismus in der Monarchie und der Ersten Republik mit der politischen Praxis anderer Parteien und politischen Persönlichkeiten gehört dazu. Besonders scharf gemacht wird diese rhetorische Waffe des Alle-waren-so im Umgang mit dem Andenken an Karl Lueger – auch die Gleichsetzung Karl Renners mit Karl Lueger ist dann nicht weit. Diese Gleichsetzung des Unterschiedlichen soll verwirren und relativieren.

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Aktuell besonders gut beobachtbar in der Debatte um die Zukunft des Lueger-Denkmals in Wien. In einer breiten Debatte unter Historikerinnen und Historikern wird die Frage des Umgangs mit Denkmälern belasteter Personen neu diskutiert. Man kann hier mit guten Argumenten zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen kommen. Was aber nicht geht, ist, ganz unterschiedliche Debatten zu vermengen und zum Schluss zu kommen, dass alle Personen der Geschichte gleich belastet sind und eine Entscheidung für oder gegen Lueger dann für alle gelten würde. Das würde Ungleiches gleich behandeln und wäre eine ahistorische und unkritische Position.

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