Kolumne zum Tag

Die alte Dame und das Bier

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Aus der Erbschaft des weltgrößten Braukonzerns entspinnt sich eine belgische Kabale, die alle Stücke einer Seifenoper spielt.

Meine Kollegen der Brüsseler Tageszeitung „Le Soir“ haben am Montag Licht auf eine prachtvolle Affäre geworfen. Konkret geht es um einen Erbstreit der Familie de Spoelberch. Ein gewisser Adolphe de Spoelberch gründete einst ein Unternehmen, das Sie vielleicht kennen: Anheuser-Busch Inbev. Das ist der weltgrößte Braukonzern mit Marken wie Jupiler, Stella Artois, Hoegaarden, Beck's, Budweiser (das amerikanische) oder Pilsner Urquell.

Urenkelin des besagten Adolphe war eine Vicomtesse Amicie de Spoelberch, ein Name, wie ihn sich Hergé, der Schöpfer von „Tim & Struppi“, kaum hätte besser einfallen lassen können. Besagte Vicomtesse, kinderlos und steinreich, ehelichte 2001 Herrn Luka Bailo. Dieser serbische Hallodri war damals nur 15 Jahre jünger als ihre zarten 79, ein notorischer Casino-Schwindler, der in allen Spielbanken Europas Haus- und in Frankreich gar Aufenthaltsverbot hatte. Weil das eine echte Liebeshochzeit war, vereinbarten die beiden Gütergemeinschaft, was für ihn pekuniär ein bisserl vorteilhafter war als für sie. Und damit seine beiden Buben Alexis und Patrice aus erster Ehe nicht darben müssen, adoptierte die Vicomtesse sie. Sie habe halt jemanden gesucht, der ihr bis ans nicht allzu ferne Lebensende die Hand halte, hieß es aus Amicies Umfeld.

Dumm nur, dass Luka zuerst das Zeitliche segnete. Ruck, zuck verschwanden ihre Millionen von AB-Inbev-Aktien in Genfer, Liechtensteiner und Luxemburger Safes und Stiftungen, auch ihre Anwältin versuchte, die blühende Demenz der alten Dame zu ihrem Vorteil zu nutzen und eine Schenkung zu fälschen (wofür sie hinter Gitter wanderte). Ehe sie 2008 verblich, versuchte Amicie noch, ihre Adoptivsöhne zu enterben. Das misslang, drei Jahre später einigten sich die Stiftungen und die beiden Söhne diskret, was ihnen 589 Millionen Euro Erbe brachte.

Pointe der Novelle: Der belgische Fiskus grätscht nun dazwischen. Er mutmaßt, knapp vor Ablauf der Verjährung für Steuerdelikte, dass Amicies angeblicher Lebensmittelpunkt in Luxemburg nicht ganz den Realitäten entsprach – und somit das Erbe in Belgien zu versteuern sei.

E-Mails an: oliver.grimm@diepresse.com

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