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Selbst Zocker setzen auf Sparpläne

Der Weg zur vernünftigen Altersvorsorge geht auch über den Vergleich der unterschiedlichen Anlageformen.
Der Weg zur vernünftigen Altersvorsorge geht auch über den Vergleich der unterschiedlichen Anlageformen.(c) Guenther Peroutka
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Investments. Damit für langfristige Veranlagungen Geld zur Verfügung steht, bedarf es einen Mindchange – vor allem bei Frauen und der Jugend.

Im Round Table versuchten die Experten aufzuklären, dass für die Veranlagung nicht zwingend ein hoher Kapitaleinsatz notwendig ist. „Inzwischen gibt es zahlreiche Produkte, bei denen auch mit kleinen, überschaubaren Beträgen der Einstieg möglich ist“, sagte Unternehmensberaterin und Kapitalmarktexpertin Tamara Albrecht. Gerade junge Menschen haben selten Geld zum Sparen und andere Prioritäten, als an die Pension zu denken. Hier müsste stärker kommuniziert werden, dass auch kleine Beträge für die Altersvorsorge ausreichen. Wer früh anfängt, hat selbst mit kleinen Summen bei langfristigen Anlagen einen relativ hohen Effekt. „Frauen sind in der Regel vor allem am langfristigen Vermögensaufbau interessiert und nicht so sehr am schnellen Geld“, sagte Albrecht.

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Mit Fakten lassen sich diese Mythen bekämpfen. Wenn es gelingt aufzuzeigen, wie viel man bei den jeweiligen Geldanlagen bei langfristigen Anlagen verliert oder gewinnt, öffnet das Augen. Stellt man zum Beispiel 10.000 Euro am Sparbuch bei zwei Prozent Inflation nach zehn Jahren ETFs gegenüber, bei denen man jährlich rund sechs bis acht Prozent Rendite hat und sich der Kapitaleinsatz verdoppelt, dann würde es zu einer deutlichen Veränderung in der Veranlagung der Österreicher kommen.

Alle diskutierenden Experten rieten zu Sparplänen. Die gibt es auch bei Aktien. Ein entscheidender Vorteil ist: Sparpläne lassen sich flexibel anpassen, stoppen, aussetzen usw. Sogar für Edelmetall entstehen Verträge zwischen Sparenden und Institution. Ab Herbst unterstützt die Münze Österreich mit speziellen Gold-Sparplänen. „Begonnen werden kann mit 50 Euro im Monat, also mit sehr überschaubaren Beträgen“, sagte Andrea Lang von der Münze Österreich, sprach aber sogleich ein nicht unwesentliches Problem an: „Frauen haben in der Regel weniger reales Geld zur Verfügung.“ Dazu die ständige Angst, jederzeit eine Notreserve verfügbar zu haben, hindert vor langfristigen Veranlagungen. Je schwieriger die Situation für die Betroffene, Stichwort Alleinerzieherin, desto unrealistischer werden Veranlagungen, weil schlichtweg kein Geld zur Verfügung steht.

Egokonsum einschränken

Investorella Gründerin Larissa Kravitz nimmt gern die Konsumerhebung der Nationalbank zur Hand, um ihren Kundinnen vorzurechnen, wofür die meisten Frauen Geld ausgeben. „Demnach müsste sich die österreichische Durchschnittsfrau um Altersvorsorge keine Sorgen machen, wenn sie nur die Hälfte des Geldes, das für die sexuelle Attraktivität ausgegeben wird, der Veranlagung zugutekommt.“ Denn laut Statistik gibt eine Frau im Durchschnitt monatlich rund 70 Euro für Beautyprodukte und die doppelte Summe für Designerbekleidung aus.

»„Wird eine Einschränkung
im Egokonsum erzielt,
hat jede Frau Geld für die
Altersvorsorge zur Verfügung.“«

Larissa Kravitz, Investorella

Hello bank! CEO Robert Ulm sagte klipp und klar: „Besonders der jungen Generation muss man beibringen, dass Sparen in den Haushaltsplan integriert werden muss wie das Amen im Gebet.“ Gleich nach Miete, Strom, Gas und Essen müsse Sparen an der Reihe sein. Erst dann folgt der Rest. „Sonst geht es ähnlich wie beim Thema Fitness – findet Training keinen Fixtermin im Tagesplan, hat man nie Zeit dafür. Wer behauptet, er macht Fitness, wenn die Zeit dafür geeignet bleibt, wird niemals zur Hantel greifen. Genauso ist es beim Sparen. Wenn ich sage, ich spare, wenn Geld übrig bleibt, werde ich nie investieren“, verglich Ulm treffend und empfahl, zum Beispiel regelmäßig einen Teil des Weihnachtsgeldes direkt in den Sparplan zu stecken. „Selbst Heavytrader haben Sparpläne“, versichert Ulm. „Einen Teil des Geldes verwenden sie zum Zocken, aber der Großteil wird streng veranlagt.“

Sparpläne kann man auch schenken. Genau in diese Kerbe schlägt die Münze Österreich und bietet zum Beispiel Goldkassetten für 18 Goldmünzen. Jedes Jahr erhält das Kind von der Geburt bis zum 18. Lebensjahr eine Unze und hält dann ein vernünftiges Startkapital in der Hand. Durchaus eine Methode, die man auch als Erwachsener fortführen kann.

RAUS AUS DER TEILZEITFALLE

Frauen sind von Teilzeit stärker betroffen. Entscheiden sich Frauen für Kinder, wird es mit Vollzeitarbeit schwierig. Wählt die Frau Teilzeit-Modelle, hat sie schlechtere Karten für die Pension. Die Expertinnen beklagen die fehlenden Alternativen. Es braucht Lösungen, um der Teilzeitfalle zu entgehen. Frauen  können nicht wirklich wählen. Familie und Vollzeiterwerb lassen sich schwer unter einen Hut bringen. Andrea Lang (Münze Österreich) plädierte für eine stärkere Förderung des Wiedereinstiegs für Frauen nach der Karenz. „Die Wahlmöglichkeit muss ganz klar gegeben sein.“ Dazu zählen auch bessere Betreuungsmöglichkeiten für Kinder. Notwendig wäre auch eine verstärkte Eigeninitiative der Betroffenen. „Wenn sich eine Paar für Kinder entscheidet und die Frau die Kindererziehung übernehmen soll, müsste der Mann auch für die Altersvorsorge der Frau sorgen“, meinte Robert Ulm (Hello bank!).

Larissa Kravitz (Investorella) beklagte, dass das Thema Pensionssplitting derzeit noch viel zu unbekannt in der Bevölkerung sei. „Jene, die es in Anspruch nehmen, sind vor allem Männer, die sich für Karenz entscheiden“, so die Finanzexpertin. „Der Gesetzesentwurf für das automatisierte Pensionssplitting mit Opt-out liegt fertig in der Schublade und muss endlich umgesetzt werden.“ Insgesamt erhoffen sich die Diskutanten, dass in Zukunft in Familien besser kommuniziert und die Finanzthemen angesprochen werden.

Ins Tun kommen: In der Talk-Runde war man sich einig, dass es natürlich zahlreiche Frauen in Österreich gibt, die budgetär tatsächlich zu schwach zum Investieren sind, aber die große Mehrheit der Frauen, die sich etwas ersparen können, müssen endlich ins Tun kommen. Sonst droht ein böses Erwachen. Das Vertrauen ins staatliche Pensionssystem bremst. In Österreich glaubt die Mehrheit der Bürger noch immer, in Zukunft durch die staatliche Pension gut versorgt zu sein. Dieser Irrglaube kann am Ende sehr bitter sein. Notfalls muss den Frauen der Spiegel vorgehalten werden, wie es in Zukunft aussieht, wenn man jetzt nichts dagegen tut.

Mehr dazu: www.hellobank.at & www.muenzeoesterreich.at

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Die Experten empfehlen sehr breit zu veranlagen – optimalerweise in ETFs.
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ETFs sind für langfristige Veranlagung gute Wahl

Alternative Anlageformen. Deutlich mehr Frauen als Männer setzen noch immer auf das Sparbuch, aber es gibt gute alternative Veranlagungen für Personen, die auf Nummer sicher gehen wollen.

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