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„Regionalität und Bio sind gefragter denn je“

Marcel Haraszti, Vorstand REWE International AG: „Wir konnten Österreich immer zuverlässig versorgen und haben in der Corona-Krise bewiesen, dass wir uns enorm schnell auf geänderte Situationen einstellen können.“
Marcel Haraszti, Vorstand REWE International AG: „Wir konnten Österreich immer zuverlässig versorgen und haben in der Corona-Krise bewiesen, dass wir uns enorm schnell auf geänderte Situationen einstellen können.“(c) Stefan Gergely
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Interview. Welche Folgen hat die Pandemie auf Einkaufsverhalten und Trends und welche Antworten hatte und hat der Lebensmittelhandel auf die Herausforderungen? Ein Gespräch mit Marcel Haraszti, Vorstand der Rewe International AG.

Das Jahr 2020 gilt als das schwierigste Krisenjahr der österreichischen Handelsgeschichte. Zugleich bescherte es den Lebensmittelhändlern Rekordumsätze. Wie sieht bis dato ihre Zwischenbilanz aus?

Marcel Haraszti: Der Freitag vor dem ersten Lockdown im März 2020 wird auch in unsere Unternehmensgeschichte eingehen. Die Menschen waren völlig verunsichert und wir waren mit Hamsterkäufen konfrontiert, wie wir sie noch nie zuvor erlebt haben.

Wir haben gemeinsam mit unseren Partnern sofort reagiert, konnten so Österreich in den ersten Ausnahmewochen und auch in Folge immer zuverlässig versorgen. Wir haben auch gleich zu Beginn der Krise rund 2000 zusätzliche Mitarbeiter und Aushilfen aufgenommen, von denen 1000 jetzt einen fixen Arbeitsplatz bei Billa haben. Und unterm Strich: Ja, wir haben 2020 unseren Umsatz gesteigert. Und wir werden uns sicher nicht beklagen. Aber diesem Zuwachs stehen auch sehr hohe Kosten gegenüber.

Was heißt das konkret?

Wir hatten einen sehr großen Kostenblock für umfassende Schutz-und Hygienemaßnahmen für unsere Kunden und Mitarbeiter. Diese Kosten sind auch bis jetzt weiter angefallen. Ein anderer Block war die enorm aufwändige Logistik, um die Versorgung unserer Kunden jederzeit sicherzustellen. Das alles zusammengenommen hat allein 2020 mit einem nennenswerten zweistelligen Millionenbetrag auf unseren Geschäftserfolg durchgeschlagen. Aber wie gesagt: Wir werden uns hüten zu jammern. Andere Branchen waren dramatisch betroffen.

ZUR PERSON

Marcel Haraszti (45) begann seine Laufbahn in der REWE Group 2001 und wechselte nach einer Station als Vorstandsassistent in Österreich 2004 in die Geschäftsleitung von BILLA Ukraine. Von 2007 bis 2008 war Marcel Haraszti CEO bei BILLA Rumänien. Danach wurde er zum Vorsitzenden der Geschäftsführung des Handelskonzerns IKI in Litauen berufen. Im Jahr 2012 trat Haraszti in die Geschäftsleitung von REWE Vollsortiment in Deutschland ein und verantwortete dort die Region Süd. Im Juni 2017 kam Marcel Haraszti als Vorstand der REWE International AG nach Wien zurück.

Es sieht danach aus, als hätte die globale Krise auch Auswirkungen auf den Trend zu Regionalität und Bio. Stimmt diese Wahrnehmung aus Ihrer Sicht?

Beide Trends gibt es schon länger, aber die Coronakrise hat sie jetzt noch einmal deutlich verstärkt. Bio und Regionalität sind bei den Konsumenten gefragter denn je. Wir setzen schon lang auf Österreich und Regionalität im Sortiment, haben in wesentlichen Warengruppen schon heute 100 Prozent Österreich im Sortiment. Zum Beispiel Frischfleisch bei Billa als einzigem heimischen Lebensmittelhändler.

Auch unsere Regionalmarke „Da komm' ich her“ war vom Start weg ab 2015 eine Erfolgsstory und hat 2020 um weitere 10 Prozent zugelegt. Und wir bieten unseren Kunden auch schon 9000 regionale Spezialitäten von kleinen und kleinsten Lieferanten an, die oft nur einen oder zwei Märkte beliefern. Wir werden Regionalität – vertieft auf Lokalität – weiter stark forcieren. In allen sieben Billa-Vertriebsregionen sorgen unsere regionalen Einkaufsscouts dafür, dass noch mehr kleine regionale und lokale Lieferanten ihren Platz in den Regalen von Billa und Billa Plus finden.

Und wie ist das bei Bio? Sie haben ja auch mit Billa Bio eine neue Bio- Marke eingeführt . . .

Auch Bio – obwohl hochpreisiger – hat im letzten Jahr noch einmal deutlich zugelegt. Unsere Bio-Erfolgsmarke Ja! Natürlich ist zweistellig gewachsen. Die Affinität der Konsumenten zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz steigt seit der Coronapandemie. Laut AMA hat der Bio-Anteil im heimischen Lebensmittelhandel im Juni 2020 mit zehn Prozent erstmals einen zweistelligen Wert erreicht. Fast jeder Österreicher hat mindestens einmal in den vergangenen sechs Monaten zu einem biologischen Lebensmittel gegriffen.

Das bestätigt unseren Weg. Wir haben als Pionier vor mehr als einem Vierteljahrhundert mit Ja! Natürlich als erster Lebensmittelhändler Bio in die Breite getragen. Und jetzt ergänzen und verstärken wir mit Billa Bio unsere Bio-Kompetenz weiter. Ja! Natürlich ist und bleibt unser Gold- Standard – mit Bio-Standards, die weit über den gesetzlichen Vorgaben liegen. Billa Bio wiederum bietet mit attraktiven Preisen allen unseren Kunden die Möglichkeit zum Bio- Ein- oder -Umstieg. Und wir werden die Sortimente beider Marken weiter ausbauen.

Mit Corona hat sich auch das Einkaufsverhalten der Konsumenten verändert. Was bedeutet das für Billa?

Das coronabedingte Sicherheitsbedürfnis hat das Einkaufsverhalten spürbar verändert. Die Konsumenten haben zu weniger, aber dafür kontaktsparenden größeren Einkäufen tendiert. Das kann sich angesichts der Entspannung der Lage jetzt wieder ändern. Was aber laut Experten bleiben wird, ist die Nachfrage nach für jeden Kunden passenden digitalen Einkaufsmöglichkeiten.

Wir haben die enorme Nachfrage zu Beginn der Krise sofort mit einer Erweiterung der Kapazitäten des Billa Online Shops – im Großraum Wien um 80, in ganz Österreich um 20 Prozent – erfüllt. Die Billa-Click & Collect-Standorte haben wir in einem Jahr auf 600 mehr als vervierfacht. Und wir legen jetzt noch nach: das Sortiment des Online Shops wird auf das Angebot von Billa Plus erweitert. Und wir weiten auch das Click & Collect-Service noch deutlich aus. Schritt für Schritt auch auf alle mehr als 140 Billa-Plus-Märkte.

Stichwort Billa Plus: Anfang April wurde Merkur zu Billa Plus. Wie kommt das bei den Kunden an?

Wir sind am 6. April mit Billa und Billa Plus gemeinsam und gleichzeitig neu an den Start gegangen. Unter anderem mit der größten Preissenkung in der Geschichte von Billa. Und unser neues Gesamtangebot ist bei den Kunden sehr gut angekommen. Wir haben im April unseren Umsatz bei Billa und Billa Plus um 15 Prozent steigern können. Bei Billa Plus haben wir dabei sogar noch stärker gepunktet. Was besonders erfreulich ist, weil es bedeutet, dass wir die ehemaligen Merkur-Kunden für Billa Plus gewinnen. Und wir haben auch Marktanteile zugelegt. Wie ich immer betone: Marktanteile folgen automatisch, wenn unsere Kunden zufrieden sind. Besonders gute Noten stellen uns unsere Kunden in Umfragen vor allem für mittlerweile 2300 preisgesenkte Artikel und die auf einen Schlag massiv vereinfachte Aktions-Welt aus. Dieses erste positive Gesamtfeedback ist für uns auch ein Auftrag: Jetzt legen wir erst richtig los.

Abschließend ein Ausblick in die Zukunft, in die Zeit nach Corona?

Eine Gegenfrage: Wann ist „nach Corona“? In den nächsten Monaten hängt die Entwicklung im Lebensmittelhandel von mehreren Faktoren ab. Wie entwickelt sich die Kaufkraft – die Coronahilfen haben bisher einiges überdeckt. Machen die Menschen Urlaub oder bleiben sie zuhause? Kommt – wie manche Experten prognostizieren – eine weitere Coronawelle im Herbst? Wir jedenfalls setzen für unsere Kunden unseren Weg konsequent fort. Und haben schon bisher in der Coronakrise bewiesen, dass wir uns enorm schnell auf geänderte Situationen einstellen können.

INFORMATION

Diese Seiten zum Thema „Comeback“ basieren auf einer Medienkooperation mit der „Presse“ und werden finanziell unterstützt von der REWE Group.

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