Architektur

Wenn Pflanzen Paternoster fahren

Clemens Fabry
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Der Österreicher Othmar Ruthner versuchte in den 1960er-Jahren, mit vertikalen Gärten den Pflanzenanbau zu revolutionieren. Er scheiterte. Doch die Idee erlebt eine Renaissance: In New York wird auf Wolkenkratzern Gemüse angebaut, das dann unten im Supermarkt verkauft wird.

Es wirkt wie ein übrig gebliebenes Skelett. Verwachsen und mittlerweile fast eins geworden mit den umgebenden Büschen und Bäumen. Und doch verbirgt sich hinter dieser unscheinbaren Installation eine technische Innovation, die einst von Wien aus um die Welt ging. Die Rede ist von jenem Eisengerüst, das sich im Kurpark Oberlaa, auf dem Gelände der ehemaligen WIG (Wiener Internationale Gartenschau) 74, befindet. Es sind letzte Erinnerungsstücke an ein bemerkenswertes Experiment. Grüne Wegweiser mit der Aufschrift „Turmglashaus“ führen noch heute hierher; eine Tafel verrät die ursprüngliche Bestimmung des Ganzen: „Kontinuierliche Produktionsanlage für Pflanzen und Pflanzeninhaltsstoffe – System Ruthner.“ Was bedeutet: Hier stand einmal ein Turmgewächshaus zum Zwecke der Pflanzenzucht.

Begonnen hatte es zehn Jahre zuvor, auf der WIG 64. Es war die Zeit, als Wien sich erneut als Weltstadt zu positionieren begann und dazu im Donaupark eine ausgedehnte Gartenschau, die europaweit größte, ins Leben rief. Stolz präsentierte man von Frühjahr bis Herbst nicht nur Tausende Sträucher und Blumen, auch neue technische Attraktionen sorgten bei Besuchern wie in den Medien für Furore: der Donauturm mit seinem Expressaufzug etwa, ein Sessellift, eine Kleinbahn oder eben ein „Turmglashaus“, in dem vorgeführt wurde, wie die voll automatisierte Pflanzenaufzucht der Zukunft aussehen könnte.

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