Mit Federn, Haut und Haar

Das österreichische Desaster um Naturschutz und Biodiversität

Österreich ist Schandfleck des Artenschutzes. Mehr als 80 Prozent der Lebensräume sind in schlechtem Zustand.

Die hier am 25. Mai kommentierte Kritik des Rechnungshofes an den heimischen Nationalparks ist bloß Spitze des Eisbergs. Gefördert vom Schmäh der Politik („Österreich als Umweltmusterland in Europa“), von Tourismus- und Landwirtschaftswerbung, vermitteln Berge und grüne Landschaften den Eindruck einer intakten Natur. Das Gegenteil ist der Fall. Naturschutz und Biodiversität werden mit Füßen getreten – was sich nicht nur im sofortigen Ruf nach Abschuss äußert, wenn ein Wolf wieder einmal ungeschützte Schafe reißt. Vielmehr fehlt sogar der Politik das Bewusstsein, dass der Schutz der Biodiversität nicht bloß Behübschung des Klimaschutzes ist, sondern eine seiner Grundlagen. So etwa sind unsere ökologisch prekären Wirtschaftswälder wieder in einen naturnahen Zustand zu überführen, nicht nur wegen des Artenschutzes, sondern um genügend CO2 binden zu können.

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Schon lang wird in 28 europäischen Ländern der Erhaltungszustand wichtiger Lebensräume, Pflanzen und Tieren im Rahmen der EU-Fauna-Flora-Habitatrichtlinie (FFH) erhoben. Aktuell landete Österreich in diesem Monitoring bei den Lebensräumen im letzten Drittel; vor allem unsere Flachländer und Gewässer sind in einem katastrophalen Zustand. Und bei den untersuchten Arten liegen wir gar am vorletzten Platz. Diese und viele andere Daten und Fakten weisen Österreich als Schandfleck des Artenschutzes aus. Mehr als 80 Prozent der Lebensräume und der untersuchten Arten sind in einem schlechten bis sehr schlechten Zustand, Tendenz immer noch stark fallend. So verschlechterten sich Lebensräume und Arten trotz Biodiversitätsstrategie von 2006 bis 2018 um je etwa 15 Prozent – eine alarmierende Entwicklung!

Das Desaster hat klare Ursachen: Vor allem ein Kompetenzchaos zwischen Lebens-, Landwirtschafts- und anderen Ministerien, sowie den für Naturschutz und Jagd jeweils unabhängig zuständigen Bundesländern. Den vielen schönen Strategiepapieren fehlen die Aktionspläne mit überprüfbaren und verbindlichen Zielen (wie in vielen anderen Ländern Standard). Daher funktioniert der Schutz von Biodiversität und Natur hierzulande so gut wie gar nicht, die politisch gegängelten Naturschutzabteilungen der Länder betreiben vielfach Naturschutzverhinderung und Lebensräume und Arten werden weiterhin in rasendem Tempo vernichtet. Dabei wären wir gemäß der verbindlichen EU-Biodiversitätsstrategie verpflichtet, bis 2030 30 Prozent der Landesfläche unter Schutz zu stellen, 10 Prozent unter strengen Schutz. In der Praxis sind wir aber meilenweit davon entfernt.

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