Gastkommentar

Was uns die aktuellen Covid-Zahlen wirklich sagen

Die Pandemie ist noch nicht vorbei. Es ist notwendig, die vorhandenen Daten genau zu analysieren.
Die Pandemie ist noch nicht vorbei. Es ist notwendig, die vorhandenen Daten genau zu analysieren. REUTERS
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Pandemie-Statistik. Die aktuellen Inzidenzen mögen zwar weniger Sorge bereiten als im Herbst. Erhöhte Vorsicht ist dennoch angebracht.

Beginnen wir mit einem Gedankenexperiment: Die Verdopplungszeit der gesamtösterreichischen Inzidenz beträgt derzeit eine Woche. Vom 22. Juli bis zum Schulbeginn in Ostösterreich am 6. September dauert es 6,5 Wochen. Wenn die Verdopplungszeit bis dahin bei einer Woche bliebe, dann wäre die Inzidenz bis dahin 90-mal so groß (2^6,5 ≈ 90). Momentan beträgt die Inzidenz 28, das ergäbe also eine Inzidenz von 2520. Wahrscheinlich wird die Verdopplungszeit wieder länger, und dieser hypothetische Extremfall wird nicht eintreten. Dieses Szenario zeigt aber, dass wir, wenn wir die gegenwärtige exponentielle Entwicklung nicht brechen, wieder mit einer kritischen Situation rechnen müssen.

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Diese Berechnung ist keine Prognose, dazu sind die Zahlen nicht genau genug. Wäre die Verdopplungszeit acht statt sieben Tage, dann betrüge der 6,5-Wochen-Faktor ungefähr 50, bei sechs statt sieben Tagen wäre dieser Faktor ungefähr 190. Die Zunahme über mehrere Wochen reagiert also sehr empfindlich auf vergleichsweise kleine Änderungen der Verdopplungszeit. Grob abschätzen kann man die tägliche Zahl der Neuinfektionen, indem man die Inzidenz mit 12,7 multipliziert. Eine Inzidenz von 100 entspricht also 1270 neuen positiven Tests täglich, eine Inzidenz von 1000 einer Zahl von 12.700 positiven Tests täglich.

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