Mein Freitag

Wenn ich nicht surfen kann, dann surfen halt die Eltern

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Symbolbild(c) Die Presse/Clemens Fabry (Clemens Fabry)
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Ich darf derzeit keinen Sport machen. Also habe ich beschlossen, dafür meine Eltern zu trainieren.

Ich bin krank. Es ist nicht lebensbedrohend, danke der Nachfrage, aber an Sport ist derzeit nicht zu denken. Strikte körperliche Schonung befahlen mir die Ärzte, und nach erheblichen Protesten halte ich mich daran. Der Körper ist also stillgelegt, der Geist leider nicht. Der will ins Wasser, möchte auf dem Stand-up-Paddle-Board Take-off üben, auf dem Skateboard die Turns und auf dem Balanceboard, nun ja, die Balance und die Muskeln fürs Wellenreiten trainieren. Zum Glück gibt es die Eltern, die mich jetzt schon länger in Pflege aufgenommen haben. Was sie nicht wussten, ist, dass mit der Krankheit auch meine Trainer-Persönlichkeit zutage kam. Denn wenn ich nicht surfen kann, dann müssen leider sie.

Also hab ich unschuldig das Balanceboard im Wohnzimmer aufgebaut und mal gefragt: „Papa, bist du goofy oder regular? Stehst du mit dem linken oder rechten Fuß vorn?“ Vatern, bereits in Pension, hatte natürlich keine Ahnung. Aber er hat sich brav auf das Brett gestellt. Seither gibt es eine Fotoreihe, auf der mein Vater mit seinen über 60 aussieht, als würde er durch das Wohnzimmer surfen. Dem Auslöser im richtigen Moment sei Dank. Die Fotos habe ich sofort den Surffreunden geschickt. Die waren gleichzeitig erfreut wie entsetzt. Ob ich denn meine Eltern umbringen wolle, fragte einer. Man muss wissen: Auf Balanceboards kann man sich furchtbar viel brechen. Was der Sportfreund nicht wusste: Ich habe ihn nur mit Anhalten draufsteigen lassen. Ein Bier von den Sportfreunden ist dem Papa jetzt dafür sicher. Er ist übrigens ein astreiner Goofy.

Auch ins Wasser durften die Eltern schon. Auf das Stand-up-Paddle-Board auf dem Attersee. Dort wollte ich ihnen das Gleichgewichthalten beibringen. Seither weiß ich, warum ich beim Surfen immer schaue, als hätt' mir jemand die After-Surf-Pommes gestohlen. „Mama! Lachen!“, schrei ich. „Ich bin konzentriert“, schreit sie zurück. Ich grinse. Das sag ich auch immer. Als Nächstes will ich mit ihnen Kajak fahren wegen des Oberkörpertrainings. Und wenn ich wieder Sport machen kann, dann nehm' ich sie zum Surfen mit.

E-Mails an: eva.winroither@diepresse.com

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