Pizzicato

1967er-Rösti

Kommt kürzlich mein Bub angerannt, er hat in der Wiese vor unsrem Block nahe Wien eine Münze gefunden. Ein heller Bronzeton, leicht dunkel patiniert, eine „1“ auf der Vorderseite.

„Das ist ein Schilling“, sagt er stolz. Er nennt eine Währung, die für einen Zehnjährigen de facto so entfernt ist wie Taler oder Sesterzen. Ich weiß noch, wie man für fünf Schilling eine Leberkässemmel bekam, und sehe die Münze an. Unter der 1 steht „1967“. Wow. Diese Münzen aus Kupfer und Aluminium waren von 1959 bis zum Ende des Schillings 2002 Zahlungsmittel. Die hier ist also richtig alt.

1967. Da gab's einen Putsch in Griechenland, der Asean-Staatenbund wird gegründet, Australiens Premier Harold Holt verschwindet beim Baden im Meer, in der BRD startet das Farb-TV, in Südafrika macht Christiaan Barnard die erste Herzverpflanzung, das Beatles-Großwerk „Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band“ erscheint, Elvis heiratet Priscilla, beim Crash eines Schweizer Flugzeugs auf Zypern sterben 126 Menschen, bei einem Feuer in einem Brüsseler Kaufhaus mehr als 300. In Nahost tobt der Sechstagekrieg. Übrigens werden auch Julia Roberts, Markus Söder und Alf Poier geboren. Und in der Schweiz ein gewisser Albert Rösti, später Politiker und Chef der SVP. Harhar! 1967: Gegen die Zeitverfluggeschwindigkeitsmelancholie hilft nur noch ein Namenswitz.

Reaktionen an:wolfgang.greber@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.08.2021)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.