Management

Österreichs Abstieg zum absoluten Schlusslicht

(c) FABRY Clemens
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Kolumne "Hirt on Management": Folge 158. Warum das Fortune Global 500 Ranking mehr Bedeutung als der Eurovision Song Contest hat.

Aus aktuellem Anlass ziehen wir ein Thema vor, das Thema der Denkmodelle wird in der nächsten Kolumne behandelt.

Das US-Wirtschaftsmagazin Fortune hat vor kurzem wieder seine „Global 500“, die Liste der 500 größten Unternehmen der Welt 2021, gereiht nach Umsatz, veröffentlicht.

Ein Unternehmen aus Österreich sucht man auf der Liste für 2021 vergeblich. Im Jahre 2020 hatten wir noch ein Unternehmen, nämlich die OMV, die ist aber jetzt auch rausgefallen.

Hier ein paar ausgewählte Länder und ihre Ergebnisse 2021, in Klammer jeweils der Wert für 2020. Die Werte sind instruktiv:

China 135 (124), USA 122 (121), Belgien 1 (1), Kanada 12 (13), Dänemark 1 (1), Finnland 2 (1), Irland 3 (4), Luxemburg 1 (1), Malaysia 1 (1), Holland 11 (12), Norwegen 1 (1), Singapur 4 (2), Schweden 2 (1), Schweiz 13 (14), Thailand 1 (1), Türkei 1 (1) und Österreich 0 (1).

Chinas Aufstieg ist unverkennbar, scheint aber nicht auf Kosten der USA zu gehen, sondern auf Kosten anderer Länder. Österreich ist, wie bereits geschrieben, abgestiegen und aus der Liste verschwunden.

Sie werden jetzt vielleicht denken „ist doch egal, uns geht’s ja trotzdem gut“. Nun, so einfach ist das leider nicht. Denn das Fortune Global 500 Ranking hat mehr Bedeutung als der Eurovision Song Contest.

Insbesondere, wenn man Österreich mit seiner „Peergroup“, also den anderen kleinen, aber hochentwickelten Ländern, von denen viele oben aufgezählt sind, vergleicht.

Dann sind wir leider das absolute Schlusslicht und beim Vergleich zur Schweiz wird einem schwindlig.

Sie denken jetzt vielleicht: „Größe ist nicht das Wichtigste, es kommt auf die Technik an.“ Ich habe schlechte Nachrichten für Sie: Größe ist sehr wohl wichtig.

Hier nur ein paar Beispiele, warum es für ein Land wichtig ist, große Unternehmen, idealerweise von Weltbedeutung, zu haben:

  • Große Unternehmen können ihr globales Wettbewerbsumfeld leichter beeinflussen, also zum Beispiel Gesetzgebung und sonstige Rahmenbedingungen. Kleine Unternehmen müssen diese Rahmenbedingungen einfach akzeptieren.
  • Große Unternehmen haben die Möglichkeit, sehr gute und interessante Arbeitsbedingungen zu bieten und ziehen damit, in vielen Fällen, ausgezeichnete Mitarbeiter an. Dadurch werden nicht nur diese Unternehmen gestärkt, sondern auch der gesamte Wirtschaftsstandort eines Landes.
  • Große Unternehmen setzen typischerweise sehr hohe Qualitätsstandards, auch was ihre Zulieferer betrifft. Dadurch werden auch viele Klein- und Mittelbetriebe und Freiberufler im Umfeld des großen Unternehmens gefordert und gefördert. Auch das ist natürlich gut für den Wirtschaftsstandort.
  • Große Unternehmen verfügen, in vielen Fällen, über die Stärke und das Durchhaltevermögen, um auch Krisen und schwierige Situationen besser zu bewältigen.
  • Große Unternehmen verfügen, in vielen Fällen, über die Mittel, um neue Technologien und neue Märkte zu entwickeln. Insbesondere, wenn diese Unternehmen mit Weitblick geführt werden, bieten sich dadurch enorme Chancen, um über viele Jahre erfolgreich zu sein.
  • Und die meisten großen Unternehmen zahlen, auch wenn viele es nicht glauben, sehr wohl Steuern und leisten dadurch, über ihre Gehälter und Investitionen etc. hinaus, einen weiteren wichtigen Beitrag für ihre Sitzländer.

Natürlich sind große Unternehmen auch für viele Schwächen anfällig, wie z.B. überbordende Bürokratie, Langsamkeit und internes, unsachliches, politisches Verhalten („Politics“).

Aber wenn diese Unternehmen im (globalen) Wettbewerb stehen, dann sind sie gezwungen, diese Schwächen immer wieder auszumerzen, bzw. zu reduzieren, sonst gehen sie unter oder werden übernommen.

Insgesamt zeigen zahlreiche Studien, dass die Vorteile große Unternehmen, insbesondere mit Sitz der Hauptverwaltung im Land, zu haben, für ein Land enorm sind.

Was also tun?

Wir sollten als Land mal ernsthaft darüber nachdenken, wie wir unsere eigenen Interessen wirklich vorantreiben können, statt immer nur im Lavastrom der faulen EU-Kompromisse mit zu schwimmen.

Was ist wirklich wichtig für die langfristige Zukunft von Österreich? Verwaltet unsere Regierung nur unserem langsamen, aber stetigen, Abstieg?

Das Land braucht eine breite Diskussion über unsere Zukunft, die Ziele die wir dabei gemeinsam erreichen möchten und über die richtige Strategie dorthin.

Jetzt, wo wir diese Corona-S******* langsam hinter uns lassen, bzw. Corona Teil unserer Normalität wird, geht es um eine ehrgeizige Zukunftsvision für Österreich, diese auf breiter Basis zu entwickeln und dann mutig und energisch umzusetzen.

Das Wichtigste in Kürze

Jetzt, wo wir diese Corona-S******* langsam hinter uns lassen, bzw. Corona Teil unserer Normalität wird, geht es um eine ehrgeizige Zukunftsvision für Österreich, diese auf breiter Basis zu entwickeln und dann mutig und energisch umzusetzen.

In der nächsten Kolumne beschäftigen wir uns mit der Frage, welche Denkmodelle Ihnen helfen können McNamara’s Fehler zu vermeiden.

In „Hirt on Management“ beantwortet Michael Hirt, Managementexperte und -berater, Executive Coach, Keynote Speaker und Buchautor alle 2 Wochen Fragen von ManagerInnen zu herausfordernden Situationen und kritischen Managemententscheidungen.

Schicken Sie Ihre Fragen an Michael Hirt an: karrierenews@diepresse.com

Die Fragen werden anonymisiert beantwortet.

Ausblick: Die nächste Kolumne von Michael Hirt erscheint am 26. August zum Thema „Wichtige Denkmodelle für Manager und Managerinnen“.

Hier finden Sie die gesammelten Kolumnen.

Michael Hirt ist Managementexperte und -berater, Executive Coach, Keynote Speaker und Buchautor. Hirt verhilft Führungskräften zu außergewöhnlichen Leistungs- und Ergebnissteigerungen, mit hoher Auswirkung auf den Erfolg ihres Unternehmens. Er studierte in Österreich, den USA (Harvard LPSF) und Frankreich (INSEAD MBA) und ist weltweit tätig.

Gastkommentare und Beiträge von externen Autoren müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen.

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