Humanitäres Engagement

Maria Rösslhumer: Unermüdlicher Einsatz gegen Gewalt an Frauen

AFÖ
  • Drucken

Maria Rösslhumer leitet den Verein Autonome Frauenhäuser Österreichs, der Frauen und Kinder bei häuslicher Gewalt vielfältig unterstützt.

Wien. Akuthilfe für Frauen und Kinder, die Opfer von häuslicher Gewalt geworden sind. Beratung und Unterstützung. Aber auch: Sensibilisierung der Gesellschaft: Das sind nur einige der Tätigkeitsfelder des Vereins Autonome Frauenhäuser Österreichs (AÖF), des Dachverbands von dreizehn autonomen Frauenhäusern.

Maria Rösslhumer, seit 2000 Geschäftsführerin des Vereins AÖF, ist dabei auch häufig jene Stimme, die – etwa nach Bekanntwerden eines Femizides – in der Öffentlichkeit unermüdlich auf die politische Verantwortung und chronische Unterfinanzierung von Gewaltpräventions- und Opferschutzeinrichtungen hinweist.

1988 ursprünglich als Dachverband der autonomen Frauenhäuser gegründet, ist der AÖF heute mit seinem vielfältigen Aufgaben nicht mehr aus der Öffentlichkeit wegzudenken: Seit 1999 etwa gibt es die Frauenhelpline gegen Gewalt (0800 222 555), die auf Initiative der damaligen Frauenministerin Barbara Prammer als „zentrale Anlaufstelle für Frauen in ganz Österreich, rund um die Uhr, kostenlos und anonym“ geschaffen wurde, wie Rösslhumer sagt. Zehn der 36 Mitarbeiterinnen des AÖF betreuen die Frauenhelpline. Im ersten Coronajahr 2020 verzeichneten sie 10.571 Anrufe und damit einen deutlichen Anstieg. Weil aber gerade im Lockdown neben Partner und Kindern viele von Gewalt bedrohte Frauen nicht so einfach telefonieren konnten, richtete der AÖF auch eine Online-Beratung in zahlreichen Sprachen ein, die täglich von 16 bis 22 Uhr besetzt ist.

Rösslhumer und ihr Team widmen sich aber auch der Präventionsarbeit und der Sensibilisierung: So gibt es Workshops für Schülerinnen und Schüler, aber auch für Lehrerinnen und Lehrer und andere Berufsgruppen, die potenziell mit Gewalt zu tun haben könnten. Aufgrund der Corona-Einschränkungen sind die Workshops an Schulen derzeit nicht möglich, „dabei sollten wir auch mit den Kindern arbeiten, erreichen sie derzeit aber leider kaum“.

Mit dem sozialraumorientierten Projekt „StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt“ konnte soeben ein Gewaltpräventionsprojekt auf mehrere Gemeinden ausgebaut werden, das der AÖF 2019 in Wien Margareten begonnen hat. Dabei soll die Nachbarschaft sensibilisiert, zur Zivilcourage ermutigt werden. Rösslhumers Vision ist es, „dass wir StoP in jeder Gemeinde, in jeder größeren Stadt ansiedeln“. Dazu fehlen bislang die Mittel: Die Frauenhäuser sind, wie generell Opferschutzeinrichtungen, unterfinanziert. In der gesamten Gewaltprävention würde es „mindestens 3000 Arbeitsstellen mehr“ brauchen. Mit zumindest ein oder zwei zusätzlichen Stellen in jedem Frauenhaus „könnten wir die Frauen noch besser begleiten. Die Betreuung ist ja nicht mit zwei oder drei Stunden pro Frau und Kind erledigt“.

Wenn sich eine Frau für eine Trennung entscheidet, brauche sie oft umfassende Unterstützung, etwa bei Behördenwegen, „wo Frauen oft nicht ernst genommen werden“. Auch hier „müssen wir die Frauen stärken, damit sie sich nicht allein fühlen. Wenn wir auch nicht da wären, dann wären viele Frauen im Stich gelassen.“ (mpm)


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.