Das Lecher Gemeindezentrum nimmt bereits wie selbstverständlich seinen neuen Platz ein. Fertigstellung bis November 2023.
Architektur

Umstritten: Das neue Gemeindezentrum in Lech

Mies van der Rohe trifft auf Vorarlberger Holzhandwerk: Nach heftigen Debatten bekommt Lech ein neues Gemeindezentrum. Einige fanden es überdimensioniert und die Lage unpassend, ortsansässige Kaufleute fürchteten Konkurrenz durch René Benko. Nun steht der Bau vor der Dachgleiche.

Um 1900 betrug die Einwohnerzahl Lechs 339 – 39 Jahre später wurde das Dorf zum begehrten Wintersportort. Heute leben in der Gemeinde knapp 1600 Menschen, dazu kommen im Winter täglich 8000 Gäste sowie das Saisonpersonal. Rund die Hälfte der Gebäude dient als Beherbergungsstätte, ehemalige Dorfgasthöfe wurden stetig überformt oder fielen zugunsten von Chalets reicher Investoren der Furie des Verschwindens zum Opfer. Großvolumige, drei- bis viergeschoßige Bauten mit flachen, gaupenver(un)zierten Satteldächern prägen das Ortsbild. Auch die nicht gastgewerblich deklarierten Wohneinheiten der Gemeinde werden zu fast 60 Prozent als Zweitwohnsitz genutzt, bringen kaum Steuergelder und stehen meist leer. 2021 begann man sich gegen den „Ausverkauf der Heimat“ aufzulehnen: Ein Baustopp über zwei Jahre soll den nötigen Freiraum zur Entwicklung effektiver Gegenstrategien gewähren.

Skitourismus hat den Nachteil, auf Schnee und Kälte angewiesen zu sein. Die Fahrt über den Flexenpass führt durch das im Winter quirlige Zürs, das im Sommer einer Geisterstadt gleicht. Ohne Menschen erinnert die Struktur des Ortes an ein Straßendorf ohne Mitte. In Lech gibt es diese Mitte noch: Die alte Kirche mit dem Friedhof, die neue Kirche aus den 1970er-Jahren von Leopold Kaufmann und Roland Ostertag, die auch als Veranstaltungssaal genutzt wird, und das Schulzentrum bilden einen starken Kern, hier findet der Alltag zum Teil noch unberührt vom Tourismus statt. Gemeindeamt, Lebensmittelmärkte und ärztliche Versorgung stehen auch im Sommer zur Verfügung.

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