Diskussion

Wir brauchen mehr Experimentierfreude

Namhaft besetzte Podiumsdiskussion: (Vlnr) Matthias Winkler (CEO Sacher Hotels), Ulrike Rabmer-Koller (CEO Rabmer Group), Michael Zettel (Geschäftsführer Accenture Österreich), Dagmar Koch (Country Managerin Coface Österreich) und Eva Komarek (Styria Media Group).
Namhaft besetzte Podiumsdiskussion: (Vlnr) Matthias Winkler (CEO Sacher Hotels), Ulrike Rabmer-Koller (CEO Rabmer Group), Michael Zettel (Geschäftsführer Accenture Österreich), Dagmar Koch (Country Managerin Coface Österreich) und Eva Komarek (Styria Media Group).(c) Guenther Peroutka
  • Drucken

18. Country Risk Conference. Die Corona-Krise hat der Wirtschaft aufgezeigt, dass sich Erfolg nicht so einfach planen lässt, aber die richtige Prioritätensetzung dennoch das A und O jedes Unternehmens ist.

Aufbruch in ein neues Zeitalter lautete das Motto der 18. Country Risk Conference (CRC) des Kreditversicherers Coface im Ambiente des Apothekertraktes im Schloss Schönbrunn. „So hart die Corona-Krise die Wirtschaft getroffen hat, brachte sie auch positive Effekte mit sich. Allen voran den Digitalisierungsschub.“ Mit diesen Worten begrüßte Dagmar Koch, Country Managerin Coface Österreich, ihr Publikum. Gleichzeitig steigt mit der Zunahme der Digitalisierung die Gefahr von Cyberkriminalität. Per Videobotschaft betonte Margarete Schramböck, Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort, die Dringlichkeit eines stärkeren Bewusstseins für Cybersicherheit. „Für alle Unternehmen, vor allem auch für KMUs, muss die Absicherung vor Angriffen von außen Priorität haben.“ In einer spannenden Keynote demonstrierte Security-Experte Thomas Hackner, wie ein Angriff auf die digitale Struktur eines Unternehmens funktioniert und wie man sich davor schützt.

Gutes Österreich-Zeugnis

Die Corona-Krise hat alle Länder kurzzeitig in eine Schockstarre versetzt. Wichtig ist es, wieder Vorkrisenniveau zu erreichen. Laut Länderrisikokarte, die von Coface-Ökonomin Christiane von Berg vorgestellt wurde, schlägt sich Österreich sehr gut und wird als eines der vorbildlichsten Nationen gereiht. Im globalen Überblick sind Länder wie USA und China zwar klar voran, aber dahinter gehört Österreich zu jenen Verfolgern, für die sich am ehesten eine baldige Erholung abzeichnet. „Das hängt auch davon ab, wie die Skisaison in diesem Winter ausfällt und, ob die Impfmüdigkeit überwunden wird“, meinte von Berg. Grzegorz Sielewicz (Coface Regional Economist CEE) unterstrich den positiven Ausblick aufgrund der zunehmenden Globalisierung: „Weil Österreich ein starkes Exportland ist.“ Allerdings hat die Aufschwungphase auch seinen Preis. Da sämtliche Länder Rohstoffe importieren, führt die Transportknappheit zu Preisanstiegen, die wiederum die Produktion ausbremsen.

Gerade in harten Zeiten können Unternehmen beweisen, dass das Management die richtigen Entscheidungen trifft. Hier versucht Coface zu unterstützen. „Das globale Informationsportal iCON sorgt zum Beispiel dafür, dass unsere Kunden Zugang zu Business Information Solutions haben und somit leichter Entscheidungen treffen können“, erwähnte Jaroslaw Jaworski, CEO Coface CEE.

Dagmar Koch, Country Managerin Coface Österreich, begrüßte zur 18. CRC.
Dagmar Koch, Country Managerin Coface Österreich, begrüßte zur 18. CRC.(c) Guenther Peroutka

Digitalisieren, was geht

Höhepunkt der CRC bildete die Podiumsdiskussion zum Thema: „Nachdenken, Vordenken, Weiterdenken“. Eva Komarek von der Styria Media Group begrüßte als Moderatorin neben Dagmar Koch auch Ulrike Rabmer-Koller (CEO Rabmer Group), Matthias Winkler (CEO Sacher Hotels) und Michael Zettel (Geschäftsführer Accenture Österreich). Große Frage war, was von den Prioritäten übrig blieb, die man vor der Corona-Krise setzte. „Alte, bewährte Risikomodelle galten mit einem Schlag nicht mehr und Agilität war gefragt“, sagte Koch und berichtete, dass Kreditversicherer in der Vergangenheit den Fokus darauf richteten, wie es um Netto-Finanzverbindlichkeiten und Umsatzentwicklung der Kunden bestellt war. Normalerweise vernünftige Messgrößen, aber in der Krise kann es sinnvoller sein, sich einen Liquiditätspolster zu schaffen. „Hätten wir nur auf alte Messgrößen geachtet, hätten wir viele Unternehmen downgraden müssen.“

Die Rabmer Group bedient unterschiedliche Tätigkeitsbereiche (Umwelttechnologie, Hoch- und Tiefbau, Altbausanierung, Holzbau & Zimmerei, Malerei & Bodenbeschichtungen, Immobilien, Erdbewegungen & Transporte sowie kommunale Dienstleistungen). „In allen Bereichen wurde der Fokus auf Digitalisierung forciert“, sagte Rabmer-Koller. Accenture ist einer der weltweit größten Dienstleister im Bereich der Unternehmens- und Strategieberatung sowie Technologie- und Outsourcing. Österreich-Geschäftsführer Zettel unterstrich: „Der Lockdown war die digitale Reifeprüfung, wie es um die Digitalisierung eines Unternehmens bestellt ist.“ Jene, die ungenügend vorbereitet waren, bekamen den Aufholbedarf deutlich vor Augen geführt. „Aus digitaler Sicht haben wir einen Sprung gemacht, für den wir normalerweise fünf bis zehn Jahre benötigt hätten.“ Daher liegt die Priorität von Accenture auf der komprimierten Transformation.

Nachhaltig weitsichtig

Rabmer-Koller ist stolz, dass man schon vor der Krise auf die richtigen Pferde setzte, besser gesagt auf treue Partnerschaften und Regionalität. „Hätten wir rein auf den günstigsten Preis geachtet, hätten wir in der Krise Probleme im Rohstoff-Nachschub bekommen.“ Klarerweise bedarf es die Kombination aus Regionalität und Globalisierung. „Nicht zu vergessen, dass die Globalisierung den Wohlstand der letzten Jahre geschaffen hat“, betonte Zettel. Ein Ende der Globalisierung würde einen signifikanten Wohlstandsverlust bedeuten. „Gerade Österreich mit seinen Hidden Champions wäre davon massiv betroffen, wenn sie die Produkte nicht mehr weltweit anbieten könnten.“

Genauso wichtig ist eine verstärkte Nachhaltigkeit. Allen Diskutanten war klar, dass hinsichtlich Klimaschutz etwas getan werden muss, doch der Tenor lautete: Es funktioniert nicht über Verbote und Reglementierungen, sondern es braucht eine Win-win-Situation zwischen Umwelt und Wirtschaft. Rabmer-Koller sah in „drei I“ eine Erfolgsformel: Innovation, Investition und Information. Koch wünsche sich eine klare Definition von Nachhaltigkeit. Aufgrund ihrer hohen Komplexität trägt die Taxonomie nur bedingt zur Klarheit der Begrifflichkeit bei. „Man muss aufpassen, dass man mit einer Überregulation nicht die mittelständische Wirtschaft abwürgt.“ Nachhaltigkeit dürfe nicht mit Verzicht und Investitionen verknüpft sein, sondern müsse den gegenteiligen Effekt schaffen: Gewinn und Einsparungen. Zettel sieht es als idealen Weg, wenn die Politik die Rahmenbedingungen vorgibt und Zielsetzungen formuliert. „Die Lösungswege müssen aber aus der Wirtschaft kommen.“ Sacher-Chef Winkler ergänzte, dass Nachhaltigkeit auch den nachhaltigen Umgang mit Kunden und Mitarbeitern inkludieren müsse.

Winkler brachte das wohl beste Beispiel für Learnings aus der Krise. „Im Grunde genommen wurde mit Corona jeder Plan vom Tisch gefegt und es ging schlichtweg ums Überleben.“ Sacher war auf dem besten Weg zum nächsten Rekordumsatzjahr. Plötzlich fielen die internationalen Gäste weg, die 85 Prozent ausmachten. „Wir waren gezwungen, neue Lösungen zu finden.“ Eine Idee, die dabei entsprang, war der Versand von Sachertorten zu unschlagbaren Transportkosten. Das schlug ein wie eine Bombe und bewies: „Es ist wichtig, zu improvisieren und auszuprobieren“, so Winkler. Die Krise zwang, aus der Komfortzone zu kommen. Auch der Kabarettist, Physiker und Autor Vince Ebert forderte in seiner Keynote zu mehr Improvisation auf. „Corona hat gezeigt, wie schnell ein singuläres Ereignis die Welt erschüttern kann.“ Seine Empfehlung: „Verzicht auf zu viel Perfektion. Legen Sie mehr Wert aufs Ausprobieren!“

Information

Die Podiumsdiskussion ist eine Kooperation von „Die Presse“ und Coface. Mit finanzieller Unterstützung


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.