Am Herd

Entschuldigen Sie, bitte

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Die Sitten verrohen, der Ton ist brutal. Zeit,  wieder einige alte Tugenden zu pflegen. Ein Anfang: Wir sagen danke, bitte und Entschuldigung.

Zunächst einmal: Das ist kein Kinderkram. Wir fragen hier nicht: „Wie heißt das Zauberwort?“ Wir verlangen erst recht nicht: „Gib die schöne Hand!“ Das klappt schon bei den Kleinsten nicht, die schauen dann nur verlegen zur Seite und verstecken den Arm hinter dem Rücken, zu Recht. Was ist denn ein Gruß wert, wenn er eingefordert werden muss? Und was ein Danke? Ach, lassen wir sie doch in Ruhe, Kinder lernen Freundlichkeit durch Freundlichkeit, nur die auf oberflächliche Höflichkeit Gedrillten lassen die guten Sitten schnell vermissen, wenn der strenge Papa einmal nicht im Raum ist und auf WhatsApp kein Dritter mitliest.

Biiiittte! Jetzt gibt es ja zweierlei Arten von Bitten. Die erste will etwas: „Bitte, bitte, bitte darf ich ein Eis?“ Und die Mama oder der Papa werden dann den Kopf schütteln, es ist zu kalt, es gibt bald Mittagessen, aber vielleicht geben sie nach, wenn ich noch ein, zwei Bitte anhänge. Am besten lang gezogen und etwas sehnsüchtig: „Biiittte“. Eine mögliche Antwort: Nein!

Was dagegen soll zum Beispiel der Kellner machen, wenn ich einen Apfelstrudel mit Schlag ordere?? Kann er es mir abschlagen, einfach so? Da ist ein „Bitte“ kein „Biiittte“, aber es wäre auch falsch zu glauben, es sei nur eine hohle Floskel, man könnte deshalb im täglichen Umgang leicht darauf verzichten. Nein, es ist weit mehr, es ist eine Klarstellung: Da stehen sich nicht nur Kundin und Dienstleister gegenüber, nicht nur Arbeitgeber und Arbeitnehmer, da geht es keineswegs ausschließlich um Hierarchien und Funktionen. Da sind zwei Menschen.

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