Management

Wichtige Denkmodelle für Manager und Managerinnen – Teil 3

Kleine Fortschritte anerkennen
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Kolumne "Hirt on Management": Folge 163. Wie Veränderung funktioniert und wie nicht.

Eine der wichtigsten Hauptgruppen der Denkmodelle ist der Umgang mit Verhaltensänderung.

Erkenntnis ist weniger als die halbe Miete
Die Erkenntnis, dass ein bestimmtes Verhalten nicht zielführend bzw. sogar schädlich ist, ist wichtig, aber leider nicht mal die halbe Miete.

Sonst würde es keine Raucher, Drogensüchtige, Alkoholiker und Scheidungen geben.

Verhaltensänderung ist ein hartes Geschäft
Verhaltensänderung ist ein hartes Geschäft, aber nur wenn es uns gelingt, neue, positive Gewohnheiten in unser Leben einzuführen, haben wir eine Chance aus dem Schlamassel rauszukommen.

100% Verantwortung übernehmen
Der erste Schritt zur Verhaltensänderung ist zu erkennen, dass wir 100% Verantwortung für unser Leben haben.

Wir können nur noch das Hier und Jetzt und die Zukunft beeinflussen
Alle Umstände, Prädispositionen, Dinge die uns angetan wurden etc. sind irrelevant, aus dem einfachen Grund, weil wir diese nicht mehr verändern können. Das Einzige, das wir noch beeinflussen können, ist unser Verhalten im Hier und Jetzt und damit unsere Zukunft.

Deswegen müssen wir unsere gesamte Energie auf das Hier und Jetzt und auf die Gestaltung der Zukunft konzentrieren.

Vergangenheit aufarbeiten und hinter sich lassen
Wenn uns die Vergangenheit belastet, sollten wir diese ein für alle Male aufarbeiten und ihr eine positive Konnotation geben, weil auch eine schwierige Vergangenheit eine besondere Chance darstellt.

Nämlich zum Beispiel, dass man dadurch stark geworden ist und u.U. ein besonderes Einfühlungsvermögen für Menschen in ähnlichem Situationen entwickeln kann.

Wir können die Vergangenheit nicht mehr ungeschehen machen, aber wir können unsere Interpretation dieser Vergangenheit selber wählen.

Wir entscheiden über die Geschichte unseres Lebens, die wir uns und anderen erzählen.

Vergebung ist der Schlüssel
Die Vergangenheit hinter sich zu lassen, bedeutet auch Vergebung, auch wenn diese schmerzhaft ist.

Solange wir nicht uns und anderen vergeben, sondern die Verletzungen der Vergangenheit mit uns herumschleppen, sind wir in der Vergangenheit gefangen und unfrei.

Vergebung ist auf eine gewisse Art ungerecht, weil wir das Gefühl haben, dass wir uns an der Vergangenheit und ihren Tätern und Täterinnen gerechterweise „rächen“ sollen dürften.

Aber die beinharte Realität ist, dass, solange wir uns selber und anderen für unsere und deren Fehler nicht vergeben und diese nicht vom Tisch wischen, sind wir unfrei und extrem behindert, ein positives Hier und Jetzt und eine positive Zukunft zu gestalten.

Daran mögen vielleicht andere schuld sein, aber der Leidtragende sind wir und nur wir selber können dieses Problem beheben. Das ist ungerecht, aber die Realität.

Ein weiterer Schlüssel liegt beim Individuum und der Sinnfrage
Solange ich mich nur um mich selbst drehe und meine eigenen kleinen Ziele, wie Wohlbefinden, Schmerzfreiheit, Wohlstand etc. egoistisch verfolge, ist Verhaltensänderung extrem schwierig.

Solange ich die Welt und meine Umgebung als etwas sehe, was meine Bedürfnisse und Anforderungen zu erfüllen hat, auf die ich einen Anspruch habe („Entitlement Mentality“), begehe ich einen fundamentalen Fehler, der meine Chancen auf ein gelingendes Leben radikal herabsetzt.

Und übrigens: Eltern die in ihrer Erziehung absichtlich oder unabsichtlich diese Anspruchsmentalität fördern, begehen einen Riesenfehler.

Denn diese Haltung ist die Haltung eines Babys und Kleinkindes, entspricht aber nicht der späteren Lebensrealität.

Die Welt ist kein Wunschkonzert, niemand wartet auf uns und wir haben keinen Anspruch auf irgendetwas, nicht auf Wohlstand, nicht auf Freunde, nicht auf einen Platz an der Sonne, außer wenn wir uns diese Dinge erarbeiten.

Frage nicht, was Amerika für dich tun kann, sondern was du für Amerika tun kannst
Wenn wir nicht mehr darüber nachdenken, was wir alles von dieser Welt erwarten, sondern was diese Welt von uns erwartet und welchen Beitrag wir hier leisten können, als Freunde, als Familienmenschen, als Menschen im Berufsleben usw., dann bekommt unser Leben einen Sinn, der über uns selbst hinaus geht und dann entsteht die Energie für Verhaltensänderung, weil es nämlich plötzlich einen Grund gibt, der außerhalb von mir liegt, warum die Verhaltensänderung sinnvoll und notwendig ist.

Ein Schlüssel für Verhaltensänderung ist also herauszufinden welchen persönlichen Beitrag man auf diesem Planeten zu leisten hat. Diese ganz individuelle Motivationsquelle heraus zu arbeiten, ist ein wesentlicher Schritt nach vorne.

Es geht also nicht darum, herauszufinden was wir von der Welt erwarten, sondern was die Welt von uns erwartet.

Zuerst einmal entspannen
Ein weiterer Schlüssel zur Verhaltensänderung, der unserer ersten Intuition meist nicht entspricht ist, dass wir nicht wie Hektiker sofort loslegen sollten mit der Veränderung, sondern uns zuerst einmal entspannen sollten.

Veränderung ist, wie geschrieben, ein hartes Geschäft und wir brauchen sehr viel innere Energie, um uns zu verändern. Und diese innere Energie können wir nur finden und aufrecht erhalten, wenn wir mit uns selber sorgfältig und liebevoll umgehen, also auch lernen, uns zu entspannen und zu erholen und Abstand von der Hektik des Tagesgeschäfts zu finden.

Daraus kann dann wiederum die Kraft entstehen, innere Veränderung und damit äußere Veränderung in Bewegung zu bringen.

Mit lächerlichen Fortschritten am Anfang zufrieden sein
Zuletzt ist ein ganz wichtiger Punkt der Veränderung, dass man am Anfang mit lächerlichen Fortschritten, bereits zufrieden ist.

Es gibt kaum etwas Schlimmeres oder Demotivierenderes, als wenn man die ersten Bemühungen zur Veränderung, an einem absolut hohen Standard misst.

Wenn Sie zum Beispiel, bis jetzt ziemlich unsportlich waren, aber jetzt mit dem Laufen beginnen, dann können Sie froh sein, wenn sie am Anfang 5 Minuten ununterbrochen laufen können, bis ihnen die Puste ausgeht.

Wenn Sie sich dann denken, dass das lächerlich ist, dann haben Sie recht. Nur bringt Ihnen dieser Gedanke nichts, weil das Ziel ist nicht heute 30 Minuten zu laufen, sondern vielleicht in sechs Monaten eine halbe Stunde täglich zu laufen, in dem Sie sich jede Woche um ein bis 2 Minuten steigern. Jetzt reden wir über ein ernsthaftes Veränderungsprogramm.

Dieser Punkt gilt übrigens nicht nur im Umgang mit sich selber, sondern auch im Umgang mit anderen.

Wenn Sie zum Beispiel von ihrem Partner erwarten, dass er oder sie sich in einem bestimmten Verhalten verändert, zum Beispiel aufmerksamer und liebevoller wird und jetzt reißt sich ihr Partner enorm zusammen und erreicht eine fünfprozentige Verbesserung, Sie achten aber nicht auf die 5 Prozent und loben ihn/sie dafür, sondern konzentrieren sich auf die 95 %, die noch zum Ziel fehlen, und weisen den anderen zurecht, dann haben Sie sich gerade ein enormes Eigentor geschossen.

Der andere denkt sich nämlich jetzt, okay ich habe mich jetzt massiv angestrengt und mein Bestes gegeben, aber es reicht nicht, also wozu soll ich mich überhaupt weiter anstrengen?

Das können Sie alles in Paul Watzlawicks „Anleitung zum Unglücklichsein“ nachlesen.

Das Wichtigste in Kürze

Wenn Sie nicht den Realismus und die Geduld haben, um echte, mühsame Veränderung in Bewegung und vor allem ins Ziel zu bringen, dann verschwenden Sie Ihre Zeit.

In der nächsten Kolumne beschäftigen wir uns mit Sabotagemethoden für Fortgeschrittene.

In „Hirt on Management“ beantwortet Michael Hirt, Managementexperte und -berater, Executive Coach, Keynote Speaker und Buchautor alle 2 Wochen Fragen von ManagerInnen zu herausfordernden Situationen und kritischen Managemententscheidungen.

Schicken Sie Ihre Fragen an Michael Hirt an: karrierenews@diepresse.com

Die Fragen werden anonymisiert beantwortet.

Ausblick: Die nächste Kolumne von Michael Hirt erscheint am 18. November zum Thema „Sabotage für Fortgeschrittene – Teil 1“

Hier finden Sie die gesammelten Kolumnen.

Michael Hirt ist Managementexperte und -berater, Executive Coach, Keynote Speaker und Buchautor. Hirt verhilft Führungskräften zu außergewöhnlichen Leistungs- und Ergebnissteigerungen, mit hoher Auswirkung auf den Erfolg ihres Unternehmens. Er studierte in Österreich, den USA (Harvard LPSF) und Frankreich (INSEAD MBA) und ist weltweit tätig.

Gastkommentare und Beiträge von externen Autoren müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen.

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