Jubiläum

Die Pandemie und die Fragen nach Hintergründen

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Vor nunmehr 50 Jahren wurde der österreichische Klub der Wissenschaftsjournalisten gegründet. Durch Covid-19 stieg das Interesse an der Forschung. Dennoch braucht diese Sparte des Journalismus einen Neustart.

Die gute Nachricht zuerst: Durch die Covid-19-Pandemie ist das allgemeine Interesse der Österreicherinnen und Österreicher an wissenschaftlichen Themen gestiegen, man will mehr über die Hintergründe der Pandemie und Möglichkeiten der Medizin wissen. Auch wenn der Komplexitätsforscher Peter Klimek am Donnerstag in der „ZiB 2“ mit scharfen Worten kritisiert hat, dass die Politik nicht auf die Wissenschaft gehört hat – allein dass Expertinnen und Experten in den Medien breiter Raum gewidmet wird, zeigt die gestiegene Beachtung der Wissenschaft.

Land der Wissenschaftsskepsis

Lexikon

Um den Stellenwert der Wissenschaft ging es auch am Donnerstag im Wiener Presseclub Concordia bei einer Festveranstaltung zum 50. Jubiläum des österreichischen Klubs der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten. 1971 wurde diese Vereinigung gegründet, im selben Jahr übrigens wie ein eigenständiges Wissenschaftsministerium. Doch wie steht es mit der Akzeptanz der Wissenschaft in der Bevölkerung heute? Gemäß den vom Wissenschaftsjournalisten Klaus Taschwer präsentierten Umfragedaten, insbesondere aus der Eurobarometerumfrage 2021 (27 EU-Länder und elf weitere Staaten), sehr schlecht. Wie groß ist das Interesse an der Grundlagenforschung, an Biotechnologie und Gentechnik, wie wichtig ist die Wissenschaft für die Zukunft des Landes? Österreich rangiert stets an vorletzter Stelle, dahinter liegen Länder wie Rumänien und Kroatien. Dafür verbuchen wir punkto Wissenschaftsskepsis Platz eins.

In der Diskussion schloss sich Wissenschaftsminister Heinz Faßmann (ÖVP) der Forderung nach einem Neustart der Wissenschaftskommunikation an. Dabei hob er erfolgreiche Initiativen wie die vom Klub der Wissenschaftsjournalisten durchgeführte Aktion „Wissenschaftler/Wissenschaftlerin des Jahres“ hervor und verwies auf die Virologin Elisabeth Puchhammer-Stöckl, die 2021 die Wahl gewonnen hat. Und wenn Forscher wie der Quantenphysiker und heutige Präsident der Akademie der Wissenschaften, Anton Zeilinger (schon 1996 „Wissenschaftler des Jahres“), komplexe Phänomene in der Öffentlichkeit gut darstellen, dann könnten sie auf ausreichende Ressourcen für ihre Arbeit zurückgreifen.

Der in der Diskussion online zugeschaltete deutsche Wissenschaftsjournalist Volker Stollorz betonte die wichtige Trennung von Wissenschaftskommunikation und Wissenschaftsjournalismus. Ein Problem sei die in den sozialen Medien verbreitete Desinformation, auf die man bisher keine Antwort habe. Man könne aber sehr wohl Vertrauen in die Wissenschaft herstellen – nämlich durch eine Stärkung des Wissenschaftsjournalismus.

Einen Vorschlag für diese Stärkung brachte Eva Stanzl, „Wiener Zeitung“ und Vorsitzende des Klubs der österreichischen Wissenschaftsjournalisten: Man müsse in Österreich die allgemeine Presseförderung an die Präsenz der Wissenschaftsberichterstattung in den einzelnen Medien koppeln. Minister Faßmann schloss sich dieser Forderung an, wenn auch die Presseförderung im Bundeskanzleramt ressortiert.

Große Mängel sieht Wissenschaftsjournalistin Elke Ziegler (ORF) in den in der Schule kaum vermittelten Einblicken in wissenschaftliche Vorgänge. Aber zugleich lautet ihr positiver Befund: Gerade in der Pandemie würden aus der Bevölkerung viele Fragen kommen. Und das dokumentiere eben das gestiegene Interesse.Der Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten wurde 1971 von Hugo Obergottsberger gegründet. Derzeit wird er von Eva Stanzl („Wiener Zeitung“) geleitet. Detail am Rande: Bereits auf einer Journalistentagung 1974 in Salzburg wurde in einer Deklaration betont, dass die Umweltgefährdung eine unserer Überlebensfragen sei.

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